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Wilder (Nord-)Westen

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Die letzte Woche war für mich ein wenig anstrengend und arbeitsam, da ich ein wenig Vorarbeit zu meiner Bachelorarbeit zu einem baldigen Termin abgeben muss und wie immer hab ich das lange vor mich hergeschoben und dann mehr oder weniger in kurzer und arbeitsintensiver Zeit erledigt. Schön und gut, es ist fertig geworden, aber nach einer harten Woche muss das Wochenende etwas ruhiger ausfallen.

Der Nordwesten

Meine einzige größere Tour ging also in den Nordwesten. Erinnert euch, letzte Woche war ich schon dort am Fährhafen für die Überfahrt nach Gozo. Diesen Samstag also weitere Gebietserkundungen. Leider muss ich sagen, dass das Wetter dieses Mal keine Idylle aus dem Meer gezaubert hat, sondern eher etwas Missmut gestreut hat. Jaja, über das Wetter meckern bringt nicht viel, aber eine strahlende Sonne kann einen sonst eher etwas drögen Küstenabschnitt doch ein wenig aufhübschen. Und letztendlich kann man die Nordwest-Ecke von Malta so zusammenfassen. Ich gehe stark davon aus (davon zeugen auch viele Restaurants, Cafes und Angebote von Rundfahrten etc.), dass der Sommer hier einiges aufleben lässt und die Ecke attraktiver macht, aber ich habe die Küstenlinie rund um Bugibba und San Pawl il-Bahar nicht als so besonders schön empfunden. Eigentlich ist es in Bezug auf touristische Infrastruktur ziemlich gut ausgebaut, vermutlich wirkt das wirklich erst, wenn es Zeit ist für Baden, Wassersport und Sonnen. Eigentlich die die Fassade, die man an der Küste sehen kann, ziemlich hässlich. Hauptsächlich Hotelbauten und teilweise leer wirkende Gebäude. Nicht sonderlich schön.

Meine Route sah folgendermaßen aus: Start an der südlichen Spitze der Salina Bay, dann quer durch das Land hin zu St. Paul‘s Pay, an der Küste entlang nach Xemxija und letztendlich rüber nach Mellieha und in das „Popeye Village“.

Paulus

Die Selina Bay zeichnet sich hauptsächlich durch Salzpfannen aus, aus denen schon mind. seit der Johanniterzeit, also seit dem 16. Jh. Salz gewonnen wird. Historisch wertvoll? Bin ich ein Kulturbanause, wenn ich sage, dass ich diesen Dingern dort nur wenig oder gar nichts abgewinnen kann? Im Vergleich zu den wunderbaren, viel kleineren und historisch wahrscheinlich höchst unbedeutenden Salzpfannen in Marsaskala, sind diese im Norden gar nicht schön, relativ langweilig und vor allem unter Renovierung (bzw. der ganze Küstenstreifen wird renoviert). Aber was soll‘s – auf nach San Pawl il-Bahar/ St. Paul‘s Bay. Der Name rührt daher, dass dies nun DIE Stelle ist, wo Paulus gestrandet sein soll. Zwischendurch dachte ich beinahe, es kann kaum einen anderen Grund geben, dass Paulus genau dort gelandet ist, denn wäre es an irgend einer anderen Stelle der Insel gewesen, würden wohl kaum Menschen dieses Stück der Insel besuchen. Denn natürlich möchte man, wenn man mal auf Malta ist, auch da sein, wo Paulus genau gewesen ist. Denn so steht es in der Apostelgeschichte:

„Als wir schon die vierzehnte Nacht auf der Adria trieben, merkten die Matrosen um Mitternacht, dass sich ihnen Land näherte. (…) Als sie aber auf eine Sandbank gerieten, strandeten sie mit dem Schiff; der Bug bohrte sich ein und saß unbeweglich fest; das Heck aber begann in der Brandung zu zerbrechen. Da beschlossen die Soldaten, die Gefangenen zu töten, damit keiner schwimmend entkommen könne. Der Hauptmann aber wollte Paulus retten und hinderte sie an ihrem Vorhaben. Er befahl, dass zuerst alle, die schwimmen konnten, über Bord springen und an Land gehen sollten, dann die Übrigen, teils auf Planken, teils auf anderen Schiffstrümmern. So kam es, dass alle ans Land gerettet wurden. Als wir gerettet waren, erfuhren wir, dass die Insel Malta heißt. Die Einheimischen waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich; sie zündeten ein Feuer an und holten uns alle zu sich, weil es zu regnen begann und kalt war. (…) Sie erwiesen uns viele Ehren und bei der Abfahrt gaben sie uns alles mit, was wir brauchten.“

Wer sich dann gemerkt hat, dass der Schiffbruch genau dort oben im Norden auf einem kleinen Inselvorsprung stattgefunden hat, hat vermutlich auch veranlasst, dass sich dort eine 12m hohe Paulusstatue erhebt, die das Mittelmeer überblickt. Wenn man die Küste entlang flaniert, hat man eigentlich fast immer einen guten Blick darauf, man kann die kleine Miniinsel aber meines Erachtens nicht betreten, um die Statue von Nahem zu sehen.

Mellieha

Ich bin aber auch nicht bis nach oben gewandert, um es zu versuchen, sondern nach Mellieha gefahren. Dort befindet sich eine Wallfahrtskirche, eines der ältesten Gotteshäuser Maltas. Schon lange vor den Johannitern war das in den Fels gehauene Heiligtum eine häufig besuchte Pilgerstätte. Leider habe ich die Mariendarstellung, die direkt auf den Fels gemalt ist (angeblich vom Evangelisten Lukas), nicht gesehen. Ich habe gedacht, dass man das Bildnis in der ziemlich großen, prachtvollen Pfarrkirche findet, allerdings begann dort gerade eine Messe, sodass ich es nicht klug fand, herumzuschauen und „Il-Madonna tal-Mellieha“ zu suchen. Dass die kleine Wallfahrtskirche mit dem Heiligtum unterhalb der Pfarrkirche ist (und anscheinend geschlossen war), ist mir erst im Nachhinein aufgegangen. Sehr schade, aber dann die Kleinstadt Mellieha wohl einen zweiten Besuch wert.

Popeye Village

Auch wegen einer kleinen Attraktion, die sich westlich von Mellieha befindet. „Popeye Village“, eine Mini-Kulissenstadt, die für den Dreh von „Popeye“ gebaut wurde. Zwar habe ich den Film nie gesehen, aber die kleinen Häuschen sehen sehr schnuckelig aus. Ein richtiger kleiner Touristen-Funpark, für ein Kinderherz wie mich auf jeden Fall ein Ort, den ich unbedingt detailliert abgehen muss. Man kann eine Bootsfahrt machen, Minigolf spielen, Spinat essen, selber einen Minifilm drehen, einem Silberschmied zusehen, sich mit Popeye, Olivia und wem auch immer photographieren lassen und noch vieles mehr. Ich muss also auch da auf jeden Fall noch einmal hin, denn da wurden ebenfalls gerade die Schotten dicht gemacht.

Das war also der recht windige und kühle Samstagsausflug, mit den beiden sehenswerten Anlaufstellen hatte ich leider nicht so richtig Glück. Nun, nächste Woche wird es also einen zweiten Versuch in die Richtung geben, denn da nehme ich an der „Birdwatching Tour“ im Nationalpark in der Gegend statt, das war eigentlich für dieses Wochenende schon vorgesehen, aber wurde wegen des Wetters verschoben. Freut euch also schon mal auf Berichte über Vögelchen auf Malta und Ergänzungen zu Mellieha‘s Heiligtum und Popeye Village. Außerdem ist am Dienstag das Fest des Hl. Joseph – heute ist schon große Festmesse mit Prozession und Feuerwerk in Rabat/Mdina (gewesen), laut der Facebook-Seite gibt es schon seit Mittwoch diverse Programmpunkte. Daran hab ich leider nicht teilgenommen, aber am Dienstag wird der ganze Spaß auf jeden Fall noch einmal ablaufen, da bin ich sicherlich in Rabat und werde den Heiligen Joseph feiern. Und – Inshallah – nächste Woche auch davon berichten.

Zum Abschluss noch ein altes Photo, das ich im Internet gefunden habe – um 1890 war direkt unterhalb Valletta‘s Stadttor eine Zugstation! Cool!

Maltesisch: tajjeb = gut; għażiż = lieb; sabih = schön/hübsch; onest = ehrlich; nadif = sauber

Wetter: Erinnert an Ostsee… sehr windig, die Sonne hat sich die Woche nur ein paar Malt blicken lassen.

Fazit: Die Nordwestküste ist wohl im Sommer spannender. Aber die nächste Woche wird aufregend!

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