Es gibt eine wundervolle Initiative 1000zeichen, ein Literaturprojekt, bei dem Geschichten geschrieben, gelesen und veröffentlicht werden, die genau 1.000 Zeichen lang/kurz sind. Unbedingt mal anschauen: https://1000zeichen.shop/ueber/ oder auf Instagram https://www.instagram.com/1000zeichen/ Macht zwar gerade eine Pause, aber die Beiträge und Hefte sind sehr lesenswert und es geht bestimmt bald auch wieder weiter.
Ich habe auch eine kleine super short story (es ist mehr ein „Schnappschuss“ als eine story) mit genau 1.000 Zeichen geschrieben (ohne Leerzeichen).
Wie ist es möglich, dass Menschen die Straße überqueren, dabei einen Latte Macchiato trinken und an das nächste Meeting denken. Dass andere im Auto sitzen und zum Zahnarzt fahren. Dass Kinder heulen, weil sie Schuhe anprobieren sollen. Dass einer einen Zigarettenstummel auf die Straße wirft. Dass zwei sich streiten und ein Dritter sich freut. Wie kann es sein, dass der Ballonverkäufer an der Ecke steht und müde in sein Handy starrt. Dass Menschen an ihm vorbeigehen, wie jeden Tag. Dass manch einem beim Telefonieren die Uhr vom Handgelenk geklaut wird und einem anderen die Schlüssel auf den Boden fallen. Wie kann es sein, dass die Menschen gelangweilt auf ihren Döner warten, wie jeden Tag. Wie kann es sein, nachdem meine Welt still stand, dass alles andere weiter atmet. Im selben Takt wie jeden Tag. Wie? Kann? Das? Sein? War es nicht so, dass die Welt für einen Augenblick aussetzte? Hast Du es auch gemerkt? Bist Du auch geschwebt, ohne Raum, ohne Zeit, ohne die vorige und ohne die nächste Sekunde? Du musst es auch gespürt haben, denn Dein Blick hatte den selben Herzschlag wie meiner, Dein Atem verschmolz mit meinem und Dein Planet, Deine Welt, muss mit meiner still gestanden haben. All meine Pläne, meine Träume, sind aufgelöst in Dir, mit Dir. Wie konnte ich Dich also die Straße überqueren und einen Latte Macchiato trinken sehen? Du sahst aus, als hättest Du an das nächste Meeting gedacht.