Zuallererst wünsche ich allen Lesern und Leserinnen einen schönen Palmsonntag und einen guten Start in die Karwoche. Palmsonntag in Mosta war sehr nett, alles dabei, was dazu gehört – Palm- und Ölzweige, lange Prozession, Gesänge und eine schöne Festmesse.
Ich kann tatsächlich alle Versprechungen halten, die ich im letzten Bericht gemacht habe, dieser Ausflugssamstag war die Vervollständigung der letzten Woche. Kurz umrissen: Mellieha‘s Madonna, Popeye Village und die Vögelbeobachtungstour im Majjistral-Naturschutzgebiet, die wegen des Wetters letzte Woche auch nicht stattgefunden hatte.
Birdwatching im Majjistral-Park
Damit fange ich am Besten an. Der Majjistral-Park ist ein großes Naturschutzgebiet an der Nordwestküste Maltas. Und genau das heißt auch „Majjistral“ – Nordwest. Originell, nicht? Dort waren ich und einige andere (sogar ziemlich viele Leute, mehr als in meinen Uni-Kursen) mit einem Informatiklehrer verabredet, der uns auf eine Birdwatching-Tour mitnahm. Vögel zu beobachten, zu erkennen und zu studieren ist sein Hobby seit 20 Jahren und er hat auch eine ziemlich gute Website (arontanti.com), auf der man ganz gemütlich von zu Hause aus sehr viele verschiedene Vogelarten beobachten kann, und sie bleiben sogar still sitzen.
Denn tatsächlich habe ich eigentlich nur einen einzigen Vogel außer Schwalben und Spatzen gesehen und ich erinnere mich leider nicht mal mehr an den Namen dieses Exemplars. Zwar habe ich viele verschiedene Arten gehört (und unser Guide hat immer wieder versucht, mit speziellen Lockrufen den einen oder anderen aus dem Versteck zu locken), die man erst unterscheiden kann, wenn jemand, der sich auskennt, einen darauf aufmerksam macht, aber mein Reaktionsvermögen war wohl doch zu langsam, um mehr zu sehen, vor allem ganz ohne Fernglas. Vielleicht habe ich mich auch viel zu sehr von den Pflanzen ablenken lassen. Immerhin bleiben die an ihrem Fleck und lassen sich begutachten. Wir hatten eine sehr kundige Pflanzenfrau dabei, die uns allerhand staunenswertes über die Flora Maltas erklärt hat.
Flora im Majjistral-Park
Im Majjistral Park findet man wohl die Hälfte der Pflanzenarten, die es auf der ganzen Insel gibt, darunter auch ein paar sehr seltene Orchideenarten, die nur in Malta und Gozo heimisch sind.
Zwei davon haben wir auch gefunden, sie fangen schon langsam an zu blühen. Ganz besonders schön auch der „Sizilianische Blaustern“, den ich gleich in meine Top5 Lieblingsblumen aufgenommen habe. Ich will jetzt wirklich nicht mit Pflanzenkram langweilen, aber es war wirklich schön, besonders wenn man jemanden dabei hat, der sich auskennt und einem so viel erzählen kann. Besonders wirksam ist dieser Effekt natürlich, wenn man nichtmal weiß, wie wilder Thymian aussieht (der da auch massenweise wächst und mit dem ich gleich meinen Mittagssnack gewürzt habe). Auch wenn der eigentliche Zweck – Vögel beobachten – nicht wirklich erfüllt wurde, habe ich doch sehr viel von dem 3-stündigen Rundgang gehabt. Mehr auf jeden Fall, als wenn ich einfach nur durchgetrampelt wäre.Weitergetrampelt bin ich dann aber nördlich in Richtung Anchor Bay für einen neuen Versuch „Popeye Village“. Zumindest habe ich versucht, keine Orchidee zu zertreten, aber der Untergrund war querfeldein nicht mehr ganz so entgegenkommend, ich war sehr froh über meine biegsamen Fußgelenke und meine zuverlässigen Schuhe. Die kurze Luftlinie wurde also zu einer recht langgezogenen und steinigen Angelegenheit.
Popeye Village
Aber Popeye Village war offen. Und teuer! Und enttäuschend. Hauptsächlich deswegen, weil die Dinge, die mich dort hingezogen haben, nicht verfügbar waren. Die Bootsfahrt konnte man wegen der „rauen See“ (es war windstill) nicht machen, Silberschmied war auch nicht da, auf den Dächern herumspazieren durfte man wegen Bauarbeiten nicht. Die Weinkostprobe war nicht sonderlich überzeugend, in der Mittagshitze vor allem aber tödlich. Prinzipiell ist das ganze Örtchen dort ein einziger Mini-Freizeitpark, allerdings gibt es nur Möglichkeiten, noch mehr Geld auszugeben. Einzig unterhaltsam war eine Teenagergruppe, die sich zu einer Mitmachaktion überreden ließ und mit den Animateuren (die mir furchtbar leid taten, das ständige alberne Herumhüpfen war schon beim Zusehen furchtbar, das funktioniert nur in Disneyland) einen kleinen Film drehen sollten. Es war zum Schreien – die beiden Jungs sollten Piraten spielen und waren so schüchtern, dass Olivia beinahe den Tränen nah war, weil sie die beiden nicht animieren konnte.
Das war aber wirklich das einzig unterhaltsame in diesem gut ausgeschilderten Kulissendorf. Ich kann diesen Ausflug nur Leuten mit kleineren Kindern empfehlen, wenn überhaupt.
Mellieha
Die letzte Station war das Heiligtum in Mellieha, das ich letzte Woche schon erfolglos gesucht habe. Die Suche ging auch dieses Mal weiter und nach einigem Herumlaufen habe ich endlich das Ziel erreicht. Die kleine Wallfahrtskirche ist unterhalb der großen Pfarrkirche wirklich fast zu übersehen und auch nur ein paar Stunden am Nachmittag geöffnet. Die steinerne Apsis mit dem auf den Stein gemalten Marienbild (angeblich von Lukas, wahrscheinlich aber im frühen 12.Jh.) ist noch original aus vor-Johanniterzeit, die Kirche wurde dann im 17.Jh. durch ein Marmorschiff verlängert. Das alte Kirchlein wird von einer reizenden Schwester vom Heiligen Herzen Jesu (oder so) bewacht, mit der ich mich ganz wunderbar unterhalten habe. Könnte ich mir als Mitschwester gut vorstellen…kleiner Scherz, nicht dass jetzt jemand einen Herzinfarkt bekommt. Oft ist es ja so, dass etwas umso schöner ist, wenn man lange danach gesucht hat. Und so hat mich auch das alte Bild auf dem Stein ergriffen. Leider – und es kommt mir so vor, als wäre das mittlerweile der von mir am meisten verwendete Satz – wurde auch da irgend etwas renoviert, sodass das Fresko halb verdeckt war, die nette Schwester meinte jedoch, dass die Renovierungsarbeiten in ein paar Wochen abgeschlossen sein sollten. Ich werde wohl im Sommer noch einmal nach Mellieha zur Messe fahren müssen.
Obwohl ich an dem Tag wirklich etwas viel Sonne abbekommen hatte und müde, kaputt und ziemlich verbrannt war, hab ich mich am Abend doch noch aufgerafft zu einem Fastenkonzert in Zeijtun. Eine hervorragende Blaskapelle spielte Trauermärsche und andere passende Stücke, dazwischen maltesische Fastenpoesie. Obwohl ich Blechbläser ja gar nicht so mag, hier in Malta sind sie unentbehrlich. Hat mir wirklich gut gefallen trotz des supernervigen Fotografen, der im 5-Minutentakt die Kirche mit seinem unnatürlich hellen Blitz nervte.
Josef
Als krönender Abschluss darf ich das Fest des Hl. Josef nicht vergessen (Bilder unten). Ich denke, dass er der Stadtpatron von Rabat ist, jedenfalls liefen dort schon die ganze Woche davor diverse Feierlichkeiten ab, bis diese dann zum Höhepunkt am Dienstag kamen. Das lief folgendermaßen ab und ich denke, das lässt sich auf kommende Feste anwenden: Ich fahre am Nachmittag hin mit der Aussicht auf ein Stück Schokoladenkuchen in Mdina, dazu komme ich aber gar nicht, denn sobald ich Rabat betrete, ist ein Entkommen gar nicht mehr möglich. Zuerst einmal wirkt es wie Kirmes, nur ein paar Nummern größer. Überall Essensstände (beinahe mehr als am Prater), Popcorn, Süßigkeiten, eine ganz leckere maltesische Süßigkeit „Imqaret“ – eine Art frittierte Dattelteigtasche, Zuckerwatte usw.
Die Straßen der Stadt sind aufwändig geschmückt mit Fahnen und Bannern, und alle halbe Stunde spielt eine Blaskapelle. An der Hauptstraße entlang und um der Kirche stehen etliche große Statuen von Heiligen, hauptsächlich aus dem Alten Testament, und auch von Päpsten.
Auch eine Malta-Statue steht da herum, ich frage mich, wo die einzuordnen ist… Immer wieder (den Anlass kann ich nicht erkennen, weil ich irgendwo im Gedränge feststecke) fliegen blaue und weiße Riesen-Konfetti-Papierstreifen durch die Luft, am Ende steht man wirklich knöchelhoch in diesem Zeug, nicht übertrieben. Um 6 findet dann die Vesper statt, die Franziskaner sind die Schirmherren des Festes, in ihrer Kirche -San Guzepp natürlich- wird feierlich gesungen. Leider singen die Brüder gar nicht selber, sondern der hinter dem Altar versteckte Chor und man kann auch kaum etwas hören, weil die Marschkapelle vor der Kirchentür aufspielt, aber das große Ereignis geht ja auch erst danach los. Eine Gruppe blau-weiß gekleideter Männer durchbohrt die riesige Josefsstatue mit Holzstangen, nimmt sie auf die Schulter, sie kippt einmal gefährlich, aber dann wird Josef sicher nach draußen getragen. Und schon beginnt eine lange (am Ende sind es zwei Stunden, alle paar Meter muss ja ein Haltestopp gemacht werden, Josef ist wirklich sehr schwer) Prozession durch die geschmückten und beleuchteten Straßen. Viele Ministranten, riesige Fahnen, die Franziskaner, dann die umjubelte Statue, die Blaskapelle, dann das Volk, sehr zahlreich. Die Stimmung ist ausgelassen, bis spät in die Nacht wird gefeiert. Das Feuerwerk bzw. die Feuerwerke ist eher laut als bunt.
So also läuft eine Festa ab und mir ist klar, dass Paulus‘ Schiffsbruch-Fest im Februar wirklich nur das kleine Nachfeiern war. Einzig in Jerusalem zu Palmsonntag habe ich eine vergleichbar feierliche Atmosphäre bei einem religiösen Fest erlebt. Und jetzt geht es langsam los: im Sommer ist jedes Wochenende irgendwo Festa, da es schon vier Tage vorher losgeht, hat man also kaum Zeit zum Durchatmen, wenn man überall dabei sein will.
So, ein langer Bericht geht zu Ende, ich kündige gleich mal an, dass ich vermutlich den nächsten Newsletter über die Kartage und Ostern erst am Montag oder Dienstag schreiben werde, ich hoffe, ihr habt dafür Verständnis.
Es gäbe noch so viel mehr, was mir zu schreiben einfällt, aber ich denke, für heute ist hier erst mal Schluss.
Maltesisch: futur = Zukunft; spizz = oft; libsa = Kleid; kamra = Zimmer; ftit = ein wenig
Wetter: Habe mich in Gesicht, an Schultern und Armen verbrannt… schöne Grüße an den Mitteleuropäischen Winter!
Fazit: Natur auf Malta ist nicht zu unterschätzen!