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Schall und Rauch?

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Viva San Publiju Patrun ta‘Malta!

Ich hatte angekündigt, dass dieses Wochenende einiges los sein wird. Theoretisch stimmt das auch. Schon seit Montag ist die Vorstadt von Valletta, also Floriana, prächtigst geschmückt, denn heute (am Sonntag) ist die Festa des Heiligen Publius. Zwar ist sein Gedenktag im Januar, aber schließlich braucht man hier zum Feiern Sommer, Palmen, Sonnenschein. Der Heilige Publius wird als der erste Bischof Maltas verehrt und ist einer der drei Schutzpatrone des ganzen Landes. Dementsprechend wichtig also auch seine Party, die den Auftakt der Festa-Saison verkündet. Ab jetzt gibt es quasi jedes Wochenende ein Patronatsfest in irgendeinem Dort. Relativ unabhängig von den eigentlichen Gedenktagen.

Beleuchtet

Nachdem Floriana die ganze Woche schon unter Flaggen, Lichtern und Dekoration stand und ich den genauen Zeitplan für das Wochenende nicht kannte, habe ich leider die große Prozession mit der Statue verpasst. Dafür war ich aber am Samstag Abend auf dem großen Platz vor der Publiuskirche zur abendlichen Feier. Die bestand – wie immer – aus etlichen Fressständen und Spielzeugständen und einer hinreißenden Band. Die Kirche San Publiju war (schon die ganze Woche) herrlich beleuchtet und sah aus wie das Schloss in Disneyland Paris – übrigens fühle ich mich bei den Prozessionen hier ein bisschen wie mein Kleines-Mädchen-Ich damals im Disneyland, wo ich jeden einzelnen Wagen mit einer Disneyfigur photographiert habe-, auch die Hauptstraße war mit endlos vielen Lichtern geschmückt.

Feuerwerk

Aber das große Ereignis des Abends war die Feuerwerk-Competition. Daran haben ca. 12 Feuerwerk-Clubs teilgenommen, die je zwei Shows abfeuern durften. Dazu wurden schon den ganzen Samstag auf ca. 5m große Räder Funkensprüher und ähnliche Bodenfeuerwerkskörper montiert, in kunstvollen Mustern und so, dass sie in einer bestimmten Reihenfolge losgehen. Diese riesigen Räder standen dann am Abend alle schön in der Reihe am Vorplatz der Kirche aufgestellt, bereit, die Dunkelheit mit ihren Funken zu erhellen. Nach der Messe füllte sich der Platz mehr und mehr, bis er zum Start der Feuerwerke wirklich voll war, und ich habe mich auf ein ziemliches Spektakel gefreut. Leider wurden meine Erwartungen ziemlich enttäuscht. Als die erste Kreation angezündet wurde und ca. eine Minute Funken in verschiedenen Farben und wohl auch Formen sprühte, war mir klar, dass das Ganze tatsächlich eher Schall und Rauch ist. Die Dinger rauchen dermaßen stark, dass man von dem eigentlichen Farb- und Formenspiel so gut wie gar nichts sieht.

Mehr hat man wirklich nicht gesehen

Ab der zweiten Palette biss der Rauch auch so stark in den Augen, dass man sie gar nicht mehr aufmachen will. Voller Erfolg also… Laut sind sie aber auf jeden Fall. Habe das Geknalle noch bis nach Hause gehört, nachdem ich nach dem vierten Rad gegangen bin, zum Glück ist der Rauch nicht bis hierher gekommen. Heute war ich leider nicht mehr so in Feststimmung, sodass ich von den sonntäglichen Feierlichkeiten gar nichts mehr mitbekommen habe, ich nehme aber an, dass noch ordentlich was los ist.

Wieder Mdina

Das zweite Großereignis dieses Wochenendes: Mdina ist ja an sich schon eine Stadt, in der man sich wie im Mittelalter fühlt, aber nichtsdestotrotz fand das Medieval Mdina Festival statt. Es war trotz der vielen Leute viel gemütlicher als die üblichen Mittelaltermärkte, die man sonst so kennt. Es gab zwar schon den einen oder anderen Verkaufsstand, aber in der ganzen Stadt verteilt, sodass das Ganze nicht wie eine einzige Konsum-Veranstaltung gewirkt hat. So war das Mittelalter-Element hauptsächlich durch kostümierte Leute vertreten, aber es gab auch Tanzgruppen und kleine Theaterstücke und Showauftritte, Spanferkel, Raubvögel und Waffenausstellung. Kleine Sachen, aber es brachte doch viele Touristen in die stille Stadt. Heute Abend hätte in der Kathedrale sogar ein Konzert mit gregorianischen Gesängen stattgefunden, aber am Sonntag Abend noch nach Mdina zu fahren – dazu muss man schon sehr motiviert sein.

Zu Pferd unterwegs

Diese Woche war auch eine echte Mädchen-Aktivität dran – Ein Sonnenuntergangs-Ausritt zu Pferde. Ist das jetzt gendertechnisch korrekt? Jedenfalls hatte ich mal die Gelegenheit, einen der wenigen Sand- und Badestrände Maltas zu sehen und durch echten, feinen Sand der beliebten Golden Bay zu laufen.

Es war herrlich – eine wunderschöne Badebucht und ich ahne, dass bald (nach ein paar Grad mehr) dort die Hölle los ist. Der anderthalbstündige Ausritt fand in einer größeren Gruppe statt und ich war heilfroh, dass der Chef mich trotz meiner paar Reitstunden im Jahr Schnee nicht als „experienced“ einstufte und mein Pferd an einer Leine in die Obhut einer erfahrenen Reiterin gab und nicht unter meiner Kontrolle ließ. Denn es ging ganz schön über Stock und Stein, die Aussicht war aber wie erwartet ziemlich kitschig. Zwar nicht am Strand entlang, aber wir hatten die Bucht und das Meer und vor allem die Abendsonne gut im Blick. Als echtes Mädchen mit dem Wendy-Instinkt (der bei mir allerdings schwach ausgeprägt ist) muss ich erwähnen, dass mein Pferd Barny hieß.

Sin City

Der letzte Teil geht eher in eine entgegengesetzte Richtung. Sonntag Abend letzte Woche habe ich mich in die Sin City getraut. Mit einer charmanten Begleitung, die zum Glück ebenso wenig auf „die Sau raus lassen“ aus war wie ich, was aber eigentlich Pflichtprogramm für Paceville ist. Erstaunt habe ich festgestellt, dass es Sonntag Abend richtig voll war, selbst in der Nebensaison. Wie es dann wohl erst Samstag Abend im Hochsommer ist? Brrrrr. Ansonsten muss man sich Paceville als einzige Partyhölle vorstellen – nur ärger. Vielleicht fehlen mir aber auch nur die Vergleiche. Die gnadenlose Aneinanderreihung von Diskos, Clubs und Bars und die Dauerbeschallung und krassen Leuchtreklamen waren aber schon ziemlich überwältigend. Ich war überfordert, fand aber mein Glück letztendlich mit einem perfekten Cocktail – „Femme Fatal“ und obwohl ich keine bin und auch in Paceville zu keiner werden möchte, war die Bar mit diesem köstlichen Cocktail echt stilvoll! Zwischen dem ganzen Laut und Dreckig und Schnell Betrunkene Leute und Happy Hours gibt es doch den einen oder anderen „Schuppen“, wo man sich auch als nicht-Partyqueen ganz wohlfühlen kann.

Reiten am Meer, Mittelalter, San Publiju und Cocktailglück? Was für eine bunt durchmische Woche.

Wetter: Jacke weg, Röcke und Kleider raus! Es wird heiß! 

Fazit: Malta ist doch ziemlich bunt! Und die Sonne tut so gut!