Dieses Mal gibt es nicht so viel zu erzählen, denn die Woche war mit mehrmaligen Behördengängen verbunden (Maltas Bürokratie ist ganz und gar europäisch) und meinen Samstag habe ich mit einem photographischen Experiment verbracht. Das mir am nächsten gelegene Hafenstück gehört zu Ta‘xbiex ist ca. 10Min. zu Fuß entfernt und ab da kann man sehr romantisch am Wasser entlang laufen – nach links Richtung Sliema oder nach rechts Richtung Valletta, was sehr nah erscheint, aber durch die langen Buchten läuft man länger als es aussieht. Nicht lange muss ich aber laufen, bis ich eine sehr schöne Stelle erreicht habe, wo man – besonders abends – einen superkitschigen Blick auf Valletta. Da ich davon kaum genug haben kann, habe ich also den ganzen Tag mit dieser Aussicht verbracht und jede halbe Stunde ein Photo gemacht. Von früh um 6 bis abends um 8. Gegen 6.30 ging die Sonne auf, 7.30 ging sie wieder unter, beides in rasantem Tempo. Dazwischen sind viele aufregende Dinge passiert: in den frühen Morgenstunden leistete mir ein Fischer Gesellschaft, der aber nie etwas gefangen hat. Ich hab mir meinen Fuß verknackst (merke es immer noch, wieder nichts mit Tauchen am Sonntag) Noch vor 8 waren auffällig viele Jogger unterwegs (obwohl es erst ab 11 zu warm wurde). Drei verschiedene Fahrzeuge fuhren vorbei, um drei verschiedene Arten von Mülleimern zu leeren. Gegen 10 tauchten zwei Enten auf, die sich über meine Cornflakes gefreut haben – Am Nachmittag haben sich viele Badende in das Hafenwasser getraut, darunter auch zwei Deutsche, die ihren armen Hund Zeus (definitiv nicht Joyce, sondern Zeus) in mehrmaligen Anläufen ins Wasser gezwungen haben, obwohl dieser partout nicht wollte. Etwas weiter rechts sind Taucher in Aktion gegangen (habe sie aber im Wasser nicht entdeckt, ich frage mich, was es da zu sehen gibt). Und als ich mir ein Eis gekauft habe, meinte der Verkäufer ob seiner kläglichen Auswahl, es sei noch etwas früh für Eiscreme. Ich muss zugeben, es war nicht der spannendste Tag, aber ich hatte mir genug Beschäftigung mitgenommen und hab mich in meinem Basislager doch ganz wohl gefühlt. Leider haben sich am Abend Wolken vor die rote Sonne geschoben, sodass das Abendrot nicht mehr ganz so schön auf Valletta gewirkt hat. Aber das Ergebnis ist insgesamt doch recht gut ausgefallen:
Ein Bild, das ich außerhalb dieser 30min.-Frequenz gemacht habe, halte ich außerdem für sehenswert:
Weil der Anteil an “Malta” in dem Bericht heute etwas kurz kommt, hier noch ein paar zufällig gewählte Stichworte, die nicht besonders der aktuellen Woche zugeordnet sind, dafür aber zu Malta gehören.
Falke
Der Falke, Maltas Wappentier ist überall zu finden (als Statue). Kaiser Karl V. übertrug Malta den im Jahr 1530 von den Osmanen aus Rhodos vertriebenen Johanniter Kreuzrittern – gegen die alljährliche symbolische Zahlung eines Falken.
Umwelt
Umwelttechnisch ist Malta ziemlich übel, obwohl es anders aussieht: Straßen (und Hauswände) sind sauber, das Wasser sieht klar aus, die Seeluft ist rein. Aber von fast 90% der Haushalte gelangt das Abwasser unbehandelt in die Umwelt zurück, der pro-Kopf-Abfall ist der höchste in ganz Europa und der Müll wird vollständig deponiert und nicht verbrannt (ich frage mich nur, wo). Getrennt wird eh nichts.
Konservativ
Erst seit 2 Jahren ist Ehescheidung gesetzlich möglich (wurde per Volksabstimmung beschlossen) – Abtreibung und Baden oben ohne ist aber immer noch verboten.
Flüchtlinge
Neben dem Wasser hat Malta auch ein großes Flüchtlingsproblem. Hunderte kommen aus Afrika und landen natürlich in Malta. Immerhin gibt es jetzt etwas verbesserte Flüchtlingslager, bis vor zwei Jahren bestanden die nur aus undichten Zelten. Malta verweigert immer wieder die Aufnahme neuer Flüchtlinge, die in Seenot gestrandet sind. Wer es schafft, hier zu bleiben, wird meistens bis zu 1,5 Jahren in Internierungslager gesteckt. Danach ist es kaum möglich, Arbeit zu finden und ein Leben aufzubauen. Malta wird massiv kritisiert für seine Flüchtlingspolitik, allerdings will/kann auch niemand so wirklich helfen. Aber schließlich ist es wirklich nur eine kleine Insel, die so schon dicht bevölkert ist und 10.000 Flüchtlinge sind eine nicht geringe Zahl an zusätzlichen Bewohnern und es kommen immer mehr dazu – schwierige Lage.
Ein gutes Sprichwort, das die unmögliche Fahrweise der meisten Malteser begründen könnte: “Maltese people don’t drive right, they don’t drive left either, they drive in the shadows!”
Musicals
Sonntag Abend war ich mal wieder im Manoel Theater. Die Show hieß “Comedy Tonight” und bestand aus komödiantischen Musicalsongs. Hatte mir nicht viel erwartet, aber man muss hier nehmen, was man bekommt. Letztendlich war es doch gar nicht schlecht, die Truppe war wirklich gut und die Lieder sehr gut ausgewählt (teilweise aus Musicals schon aus den 60ern). Wieder mal ein Fingerzeig, wie provinziell die kulturelle Welt Maltas irgendwie ist – der absolute Publikumsliebling und Star der Aufführung Joseph Zammit ist im Internet kaum zu finden. Aber gut war er wirklich!
Maltesisch: flimkien = zusammen; jgħum = baden; ħut = Fisch; ħuti = Brüder; sunrise = Sonnenaufgang
Wetter: Es ist schon ziemlich heiß gewesen (einige Leute baden ja auch schon), aber die Abende sind noch kühl.
Fazit: Romantik am Hafen!