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Lost in Lemons – Ein Abenteuer in zwei Teilen

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Da ich nun keine Verpflichtungen und Termine mehr habe, genieße ich den Urlaub und bin viel unterwegs. Die Woche war also gespickt mit vielen kleinen Unternehmungen, die ich kaum alle erzählen kann. Aber ein Erlebnis – auf 2 Tage verteilt – ist den ausführlichen Bericht wert. Dem muss ich aber voranstellen, dass ich seit ein paar Tagen nicht mehr alleine unterwegs bin. Ich habe eine Freundin gefunden, eine Art kosmische Schwester, wir sind ein perfektes Team und verstehen uns ausgezeichnet, es war quasi (platonische) Liebe auf den ersten Blick. Ekaterina und ich haben am Freitag eine Wandertour geplant. Sehr intelligent, am heißesten Tag, es waren 34° angesagt. Die Route war eigentlich so gedacht (gepunktete Linie):

Eigentlich sehr schön, die Küste entlang und dann am Ende ins Meer springen. Eines kann ich aber jetzt schon vorweg nehmen: Das Ziel haben wir nie erreicht. Die tatsächliche Route zeigt eher die durchzogene Linie. Immerhin sind wir ziemlich früh losgelaufen und haben das Stück bis zum Meer überlebt.

Dieses Häuschen war ein Traumhafter Rastplatz! Und einer von ganz wenigen Schattenplätzen, die noch folgen sollten.Wir haben also versucht, immer an der Küste zu bleiben, das war gar nicht so leicht! Markierungen gibt es nicht, ich vermute, auch keine richtigen, offiziellen Wanderwege. Jedenfalls haben wir ziemlich viele Wege ausprobiert, die in Sackgassen oder an Privatgrundstücken geendet haben. Sehr frustrierend, denn mittlerweile war es wirklich ziemlich heiß und wir wollten vorankommen, um nicht mitten in der Mittagshitze zu laufen. Aber die Landschaft ist wunderbar!!!

Und dann trafen wir IHN. Unseren Retter, Helden und einen echten maltesischen Farmer – Joseph. Wir haben ihn auf einem der zahlreichen Wege in seinem Geländewagen angehalten und wollten nur wissen, wohin der Weg führt, um nicht wieder zurück laufen zu müssen. Und Joseph führte uns auf seine riesigen, ich wiederhole, RIESIGEN Plantagen. Wir haben uns gefühlt wie im Paradies.

Toto, ich habe das Gefühl, wir sind nicht mehr in Kansas.

Joseph hat Hunderte von herrlich duftenden Zitronenbäumen, Orangenbäume, Erdbeerfelder, Pflaumenbäume, Feigenbäume und sogar Bananenstauden.

Dazu ein geniales Bewässerungssystem, über eine Pumpe wird Grundwasser hochgepumpt und in ein riesiges (ca. 30 x 15 x 20m) Steinbecken gepumpt und dann über tausende dünne Schläuche auf die Felder verteilt. Unmengen an herrlich frischem, klaren und kühlen Wasser fließen ununterbrochen in dieses Becken und in mehrere andere kleinere teichähnliche Becken. Natürlich haben wir unsere Wasserflaschen auffüllen dürfen und uns erfrischt, das war herrlich, nachdem unser Wasser ekelhaft warm geworden war.

Bei der Führung durch Josephs Plantagen hat er uns kiloweise Obst geschenkt, herrlich süße Pflaumen und Erdbeeren.

Und diese Zitronen!! Wie die geduftet haben!

Mit vollen Wasserflaschen und frischem Obst im Rucksack haben wir uns also auf den Weg, den Joseph uns letztendlich erklärt hat, gemacht. Wohlgemerkt, es war nun genau diese Mittagshitze, die wir vermeiden wollten. Als wir dann also auf eine Straße trafen, die wir am Vormittag schon einmal gekreuzt hatten (wir sind also im Kreis gelaufen, wenn auch in einem sehr großen Kreis), auf der auch noch kein einziger Baum und kein Schattenplatz zu sehen war, mussten wir kapitulieren. Zum Glück haben 2 junge, hübsche Damen keinerlei Probleme, sich per Anhalter mitnehmen zu lassen. Das war auch abenteuerlich genug, einer davon hat uns erst einmal zu seinem Haus und Swimmingpool gefahren, in dem wir uns erfrischen konnten. Das war prima, denn letztendlich sind wir natürlich nicht mehr zu der Badestelle gekommen, die eigentlich unser Ziel war.

Müde, völlig erschöpft und braun gebrannt (durch ein Wunder und tonnenweise Sonnencreme gab es keinen Sonnenbrand) sind wir also dann am späten Nachmittag mit dem Bus nach Hause gefahren. Pool, Essen, schlafen gehen und lange ausschlafen, das war der Plan. Aber – und jetzt kommt der zweite Teil des Abenteuers – der Wecker musste wieder auf 6 Uhr gestellt werden. Denn als wir uns von Joseph verabschiedet hatten, haben wir uns und ihn natürlich gefragt, wie wir ihm all die Fürsorge und die guten Gaben nur danken können. Und seine Antwort war natürlich ein Scherz, aber in  der Euphorie des Augenblicks haben wir sofort zugestimmt: „You can help me pick the lemons tomorrow.“ Bei der Ernte helfen, ja natürlich, gerne, wann sollen wir da sein? Er fängt ganz früh an, ob wir so gegen um 7 da sein können? Ihr könnt euch vorstellen, wir klein wir innerlich geworden sind und abends im Bett mit schmerzenden Füßen und brennender Haut war der Gedanke, dieses Date am nächsten Tag sausen zu lassen, sehr verlockend.

Aber nein, wir sind um 6 aufgestanden, um nach Dingli zu fahren, wo Joseph uns mit seinem Truck abholte. Die beste Entscheidung sein Jahren! Zitronenpflücken hat großen Spaß gemacht, wir waren im Schatten und wurden erst einmal mit einer riesigen Packung Erdbeeren begrüßt. Diese Arbeit war vor allem nach den Prüfungen und dem Lesen und Lernen sehr befriedigend und man konnte sofort Ergebnisse sehen. Nach nur zwei Stunden (Joseph war schon seit um 5 am Werk und er meinte, dass er fast bis Weihnachten damit zu tun hat, alle Zitronen abzuernten) war zumindest ein Areal (eines von hunderten…) mit Zitronenbäumen halbwegs frei von Zitronen. Ich glaube, wir haben einen ganz guten Job gemacht.

Danach ging der Spaß aber erst richtig los. Unsere Belohnung war wesentlich umfangreicher als unsere Hilfe. Zuerst einmal natürlich kiloweise Obst – wir werden gut zu tun haben, die Pflaumen und Feigen in den nächsten Tagen aufzuessen, bevor sie schlecht werden.

Dann durften wir in diesem riesigen Bewässerungs-Grundwasser-Steinbecken schwimmen und wurden weiter mit gekühlten Getränken und Schokoladenriegeln gefüttert! Er wollte uns sogar Geld für unsere Hilfe geben, das haben wir natürlich nicht angenommen. Aber auch da war das Erlebnis noch lange nicht vorbei. Als wir dachten, dass Joseph uns nun wieder zurück nach Dingli fahren würde, damit wir von dort mit dem Bus zurück fahren konnten, ging es nach Bahrija (das nahegelegene Kaff) zu seinem Haus. Naja, Haus wäre wieder untertrieben – so riesig die Plantagen, so riesig auch das Grundstück. Vor allem mussten wir feststellen, dass er sämtliche Nahrungsmittel aus eigenen Erzeugnissen erhält, denn auf seinem Grundstück ging es weiter. Hühner für die Eier, Zucchini, Tomaten, Zwiebeln, sogar Bienen für Honig. Und eine Unmenge an Hunden und Katzen liefen dort herum, die Anzahl liegt im zweistelligen Bereich.

Dort lernten wir auch seine Frau kennen. Genauso habe ich mir eine maltesische Farmersfrau vorgestellt – mit Charakter und sie hat eindeutig die Zügel in der Hand. Josephina (in wirklich!). Und natürlich wurden wir auch weitergefüttert – mit maltesischer Suppe (sehr nahrhaft und lecker), Zitronensorbet und Honigbroten.

Bis auf das Brot und die Nudeln in der Suppe alles selbst angebaut. Zu guter Letzt hat Joseph uns noch mit dem Auto zu der Bucht gefahren, wo wir am Vortag eigentlich hinwandern und baden wollten. Traumhaft idyllisch, aber das wäre viel zu weit gewesen.

Wir sollen wiederkommen! Jajajajaja! Josephina ist übrigens auch bei Facebook und Skype. Die beiden haben auch (erwachsene) Kinder; eine Tochter ist Nonne, die andere fährt Boote zwischen Tunesien und Malta hin und her, der Sohn ist Fischer. Haben wir da etwa die Oberhäupter der typischen maltesischen Familie schlechthin kennengelernt?

Aber – das Ganze war nicht ganz unanstrengend….. vorher:

und nachher:

Wetter: Ich habe meine Schlafstätte auf meinen Balkon verlegt…aber eigentlich ist der einzige Ort, der momentan erträglich ist, im Wasser.

Fazit:  And all that I can see, is just a yellow lemon tree.