Startseite » Għana

Għana

  • von

Ist das nicht ein Rundbrief? Und es ist. Endlich ist es soweit!

Wie der eine oder andere sich vielleicht noch erinnert, habe ich vor 2 Wochen angekündigt, dass ich mich auf meine Prüfungszeit vorbereite und daher wahrscheinlich keine Zeit für einen Bericht finde. die Zeit ist jetzt allerdings vorbei und nachdem ich die Prüfungen mehrheitlich sehr gut bewältigt habe, liegen nun 2 völlig entspannte Wochen vor mir, in denen ich mich um nichts mehr kümmern muss. Nicht einmal mehr um das andere Sorgenkind – Wohnung in Wien finden – denn auch das war schon erfolgreich. Bachelorarbeit quasi (bis auf kleine Korrekturen) fertig, Prüfungen gut überstanden, Wohnung muss nicht mehr gesucht werden – besser kann es jetzt gar nicht sein. Allerdings will ich nicht so tun, als würde sich der ganze Aufenthalt hier nicht schon wie ein langer Urlaub, getarnt als Studiensemester, anfühlen. Es war schwer, aus diesem Modus in einen Studiermodus zu wechseln, aber wer kann, der kann.

Ghana-Festival

Nun, ganz ereignislos waren die letzten Tage auch nicht, deswegen kann ich doch einiges berichten. Dieses Mal nicht chronologisch, sondern das interessanteste zuerst. Jetzt, wo offiziell Sommer ist (Arrival hat auch auf einen Sommer-Busplan umgestellt, ist damit aber auch nicht zuverlässiger, eher im Gegenteil), finden auf dieser Insel allerlei Festivals statt. So auch das Ghana – Festival. Eigentlich Għana (gesprochen Aana, das G ist stumm), aber ich verzichte im Weiteren auf den Sonderbuchstaben. Der aber insofern vielleicht zu beachten ist, dass es sich nicht um das Land in Afrika handelt, sondern um traditionelle maltesische Musik. Die ist so traditionell, dass sie kaum noch mehr im alltäglichen Leben auftaucht, sondern nur noch als Touristenspektakel in Restaurants, zu Konzerten oder eben auf diesem Festival gespielt wird. Ich persönlich finde das furchtbar schade, denn man kann diese Musik sehr schnell ganz lieb gewinnen. Das Ghana-Festival fand in einem Park/Garten in Floriana bei Valletta statt, das war wirklich schön gemacht, sehr gemütlich, aber nicht provinziell. Eintrittspreis kaum der Rede wert.

Leider habe ich keine Möglichkeit gehabt, zu filmen, sodass ich keinen aktuellen Mitschnitt hier präsentieren kann, aber das läuft ungefähr folgendermaßen:

Das Prinzip: Mindestens eine Gitarre (meist mehrere) klimpern immer die selben eingängigen Akkorde, die Hauptverantwortung liegt bei den Sängern. Es müssen eigentlich mindestens 2 sein, weil das Ganze wie eine Art Improvisations-Competition gedacht ist. Einer fängt an und singt eine Strophe (ich habe gelesen, dass es inhaltlich irgendwas Lobendes auf Malta oder Valletta sein muss), der nächste muss dann darauf antworten. Gesungen und in der selben Melodie natürlich. Wem nichts mehr einfällt, hat verloren. Das ist der Kern der Ghana-Musik. Nachdem auf dem Festival wirklich viele “Gruppen” aufgetreten sind, kann ich weiterhin folgendes feststellen: Die Sänger müssen nicht schön singen können. Sie haben eher eine markante, als eine melodische Stimme. Das ist ein Männersport! Und zwar eher für ältere Männer, so kriegt man diesen knatschigen, rostigen Ton. Eine Präsentation kann lange dauern, besonders, wenn es 4 Sänger sind, die sich eben immer abwechseln – die spielen ruhig mal eine Dreiviertelstunde ohne Pause. Wenn man denkt, es ist vorbei, dann ist es das noch lange nicht.

Mir hat das sehr gut gefallen! Kann mehr gut vorstellen, wie bei guter Stimmung in einer Bar ein bisschen Gitarrengedudel anstimmt und schon kämpfen die älteren Männer um die besten Strophen.

Aber auch andere Formen maltesischer Musik gab es zu hören. Tamburin, Dudelsack, mittelalterliche Flöten…. hatte hin und wieder was von mittelalterlicher oder irischer Musik.

Das ganze Festival stand unter dem Motto “Inseln” (sehr originell) und so traten auch die “Sonadores” aus Sardinien auf – eine grandiose Truppe! Das ist wirklich mal Musik! Handmade, Handwerk und Kunst! Leider gibt Youtube da nicht viel her, aber wenn einem diese Truppe mal über den Weg äuft – zuhören!

Jetzt aber Schluss mit Werbung, das Festival war jedenfalls eine tolle Sache. Ghanamusik ist super.

Festas

Weiter waren in letzter Zeit wieder 2 Festas. Einmal für die Hl. Rita und kurz danach der Hl. Augustinus. Wie das so abläuft, hab ich ja schon mehrfach erwähnt, an der Stelle können mal Bilder sprechen, und zwar die von Santu Wistin:

Es gibt ja auch immer einen kleinen Stand mit Devotionalien zu kaufen und ich habe es mir zu Regel gemacht, immer ein Bildchen zu kaufen. Bei der Hl. Rita gab es das nur in einem Pack mit allerlei Rita-Bildern. Wer also Interesse und eine besondere Verbindung zur Heiligen Rita hat – ich habe genug Material.

Noch ein paar generelle Beobachtungen zur maltesischen Frömmigkeit: Kirchenhierarchie zählt nicht viel, der Pfarrer und der Bischof sind jedermanns Freund und kennen auch jeden. Bei der Messe singen viele einfach die Teile des Priesters mit, relativ laut, relativ falsch, aber aus vollem Herzen.

Alltagsfrömmigkeit

Zur Zeit scheint Erstkommunionssaison zu sein. Die Mädchen sehen aus wie Bräute, das ist nicht übertrieben. Brautkleider im Miniformat, Schleier unbedingt, hochhackige Schuhe, Krönchen, Brautstrauß, Handtäschen. Manchmal ist mehr einfach mehr.Sieht aus wie Massenhochzeit mit 10-Jährigen. Und die Mütter sind natürlich wahnsinnig stolz, hat aber nichts mit der Erstkommunion zu tun, sondern eher damit, dass ihre Tochter so unglaublich hübsch aussieht. Wo im Kirchenjahr festemäßig die Prioritäten liegen, ist mir immer noch nicht ganz klar – gut, die Heiligen stehen an erster Stelle. Aber Pfingsten, Fronleichnam…. da war gar nichts. Zumindest habe ich nichts mitbekommen. Am Nationalfeiertag, Sette Giugno, bin ich allerdings mitten in eine riesige Herz-Jesu-Prozession durch Valletta gestolpert. Ich blicke nicht durch. Alltagsfrömmigkeit: aber ja! Unheimlich viele bekreuzigen sich, wenn sie in einen Bus einsteigen (mittlerweile verstehe ich das sehr gut), von den vielen Ministatuen, Madonnen oder Heiligenbildern an und in Hauseingängen mal abgesehen.

Ich bin übrigens jetzt auch unter die Katzenfütterer gegangen, nachdem ich gesehen habe, dass es Whiskas Katzenfutter mit Hase gibt (wer erinnert sich – Hase Nationalgericht Maltas).

Tauchen

Heute (Samstag) war wieder ein Tauchtag. Wen das nicht so interessiert, für den ist der Bericht hier zu Ende, danach kommt nichts mehr. Ich habe jetzt den Fortgeschrittenen-Tauchkurs angefangen und dazu gehören gewisse Fertigkeiten, die man in 5 Tauchgängen besonders lernt/trainiert. Wracktauchen, Navigation, Tieftauchen (auf ca. 35m) und dann kann man sich noch zwei andere aus einer endlos langen Liste aussuchen. Erster Tauchgang Wracktauchen – gut, das war ein Witz, weil ich das Wrack schon kannte und wir im Zuge des Kurses nicht hinein durften. Zweiter Tauchgang, da habe ich mir Tarierübungen ausgesucht. Tarieren – die Balance halten. Das war auch nötig, wie sich zeigte, bin ich da nicht sonderlich talentiert. Mein Instruktor war dieses mal ein eher schweigsamer Spanier. Während Jose also mit verschränkten Flossen zwei Meter über dem Meeresboden seelenruhig schwebte, bin ich zwar auf der gleichen Tiefe geblieben, aber hin- und hergepurzelt. Stillhalten ging einfach nicht. Muss lustig ausgesehen haben. Ohne Flossen oder Arme zu bewegen die Balance zu halten, ist superschwer. Der Ausgleich geht dann nur über die Atmung, bei mir ging gar kein Ausgleich. Immerhin habe ich es geschafft, eine schmale Handbreit über dem sandigen Boden zu gleiten, ohne die Sedimente aufzuwirbeln. Habe mich aber kaum getraut, zu atmen (was gefährlich ist, denn Luft anhalten in einer gewissen Tiefe kann die Lunge zum Zerplatzen bringen). Leider hat mir Jose nicht wirklich sagen können, was ich falsch mache, außer dass meine Flossen zu leicht und meine Bleigewichte ungleichmäßig verteilt sind. Trotzdem war der Tauchgang toll, wir sind eine Art Parcours geschwommen, durch eine Höhle ging es, dann über Höhen und Tiefen, zum Schluss kamen wir an einer herrlichen sandigen Ebene heraus, paradiesisch! Weißer, ganz feiner Sand, sowas gibt es in Malta über Wasser gar nicht. Ein finnisches Paar ist mitgeschwommen, die hatten eine Kamera dabei, ich bekomme die Photos geschickt. Das lohnt sich, denn wir haben ziemlich tolle Sachen gesehen, auch eine Art Fliegenden Fisch (unter Wasser), der für uns seine Flügel ausgebreitet hat und aussah wie ein Schmetterling, mit leuchtendem blauen Rand. Wunderschön! Auch habe ich Geld (20 Cent) und ein Messer gefunden, das Messer aber später wieder verloren. Das Meer gibt und nimmt, so ist es eben.

Wetter: Langsam geht es in den ziemlich-heiß-Modus über! Selbst die Zeit der abendlichen Kühle ist wohl langsam vorbei…

Fazit: Ghana ist toll!!