Liebe Freunde, Verwandte und Förderer,
Jetzt endlich kommt mein Bericht über Jordanien. Das ist nun schon über drei Monate her, denn der Jordanien-Trip fand im letzten Jahr, um genau zu sein, vom 26.-30.12. 08 statt, aber ich werde versuchen, alles so gut wie mšglich wiederzugeben. Natürlich bin ich nicht alleine nach Jordanien gereist, sondern mit meiner Volontärskollegin (Heike) und drei Studenten (Friederike, Johannes und Martin) – genauer: 3 Mädels und 2 Priesterkandidaten. Hört sich seltsam an, war aber eine sehr amüsante Zusammenstellung. Die ersten Gedanken, die wir auf der Hinreise im Zusammenhang mit Jordanien hatten waren von dieser Art: Mann, ist das teuer, einfach nur da hinzukommen. Wir haben den Weg über die Allenby Bridge, auch bekannt als King Hussein Bridge, genommen und erstmal 100 Schekel (20 Euro) für das Visum, 150 Schekel (30 Euro) für die Ausreise aus Israel und 5 Euro für eine Busfahrt von 5 min. bezahlt. Wir hatten noch keine Jordanischen Dollar (der Umrechnungskurs Dollar:Euro ist ungefähr 1:1) und haben den Busfahrer gefragt, ob wir nicht in Schekel zahlen kšnnten, aber der Schekelpreis war dreimal so hoch. Deswegen mussten wir schnell Geld von einem Bankautomaten in der Nähe holen, aber Friederike als Geisel sozusagen im Bus zurücklassen, damit der Busfahrer sicher sein konnte, dass wir nicht einfach abhauen. Weiter sind wir dann mit einem Taxi nach Madaba gefahren, wo sich unsere Übernachtungsmšglichkeit befand. Die Taxifahrt war unheimlich lustig, weil der Taxifahrer mit ein paar Brocken Englisch und wir mit ein paar Brocken Arabisch angeben und eine Unterhaltung führen wollten. Wir haben auf jeden Fall viel gelacht. Unsere Übernachtungsmšglichkeit bekamen wir durch Beziehungen (womit man fast alles im arabischen Raum bekommen kann). Johannes hat mal irgendeinen Priester in Jerusalem kennen gelernt, der einen Priester in Jordanien kannte und ihn kontaktiert hat, um uns einen Platz zum schlafen zu beschaffen. Das hieß dann im Endeffekt eine zweistöckige, mit allem außer warmen Wasser ausgestattete Wohnung, die Abuna Tarek gehörte, dem besagten jordanischen Priester. Zuerst sind wir einkaufen gegangen, wobei wir dann feststellen mussten, dass wohl der ganze Ort schon wusste, dass Ausländer für ein paar Tage in Madaba wohnen und bei Abuna Tarek untergebracht sind. Beim Obsthändler haben wir unseren gesamten Einkauf ohne Bezahlung bekommen und auch im Supermarkt gab es einen Megadiscount, weil wir Freunde des Priesters waren. Wir sind erst einmal durch den ganzen Ort gelaufen und haben allen, die nach Christen aussahen, Frohe Weihnachten auf Arabisch gewünscht und unseren Teil dazu beigetragen, dass uns dann auch wirklich alle bemerkt haben.
Da es dann aber gerade erst Mittag war, wollte wir den Rest des Tages natürlich nicht vergeuden und haben uns gleich für ein absolutes Highlight entschieden: Wüstenschlšsser. Zurückblickend kann ich sogar sagen, dass der Ausflug zu zwei Wüstenschlössern (ja, es waren leider nur zwei) das beste Erlebnis in Jordanien waren. Auf jeden Fall ein Grund, irgendwann einmal zurückzukehren und weitere zu besuchen.
Das erste Qasr Amra war eine Art Bad im römischen Stil, obwohl der Name eigentlich einen Palast vermutet. Es gab mehrere kleine Räume mit wunderschönen, ca. 1300 Jahre alten Wandbemalungen, die wirklich auf jedem Zentimeter Wand zu finden waren und die vor allem farblich noch sehr gut erhalten sind. Vor allem die Motive fanden wir sehr interessant, man findet also halbnackte Frauen gleich am Eingang, einen Zupfinstrument spielenden Bären, einen tanzenden Affen, Jagdszenen und sonstige erotische Szenen.
Seltsam war, dass in unserem Jordanienreiseführer stand, dass die Wandmalereien Zeugnisse für die frühe islamische Kunst seien, säkular und hauptsächlich Themen des privaten Lebens darstellend. Aber wir haben dann eine Bild an der Wand entdeckt, die wir relativ eindeutig als Jesusdarstellung erkannt haben. Zumindest dachten wir das. Wer weiß, was es sein soll und warum es da war. Jedenfalls war dieses Wüstenschloss unheimlich interessant anzusehen und wir haben uns wirklich eine Ewigkeit darin aufgehalten, die Wandbilder ausgewertet und versucht, zu rekonstruieren, wie die einzelnen Räume früher genau genutzt wurden.
Das nächste Qasr Kharana gehört wohl zu den bekanntesten und auch meistbesuchtesten Wüstenschlšssern, was ich durchaus verständlich fand.
Der äußere Eindruck ist schon beeindruckend, besonders im Kontrast zu dem Nichts darum herum wirkt es wie ein quadratischer Kasten in die Wüste gestellt. Ist es wahrscheinlich auch..
Beim Betreten fühlt man sich tatsächlich wie in einer Festung, zumindest stelle ich mir so eine Festung vor, obwohl es eigentlich keine militärische Anlage sein soll, sondern einfach ein Palast. Zwar ist das ganze Teil leer und besteht nur aus Mauern und Treppen, aber trotzdem kann man dort leicht eine Weile verweilen. Besonders von oben hat man eine sehr schöne Aussicht, gerade in den Abendstunden. Unser Taxifahrer, der den ganzen Ausflug über bei uns war, hat uns sogar geholfen, ganz oben auf die höchsten Mauern zu klettern, wobei er sich etwas Ärger mit dem Aufpasser vor Ort eingehandelt hat, weil man das nicht durfte. Danach ein Besuch im Teezelt und Souvenirshop am Wüstenschloss, wo wir die Hälfte unserer Einkäufe (Tee, Schmuck und sonstigen Kitsch) geschenkt bekamen, was uns vermuten ließ, dass wir wohl die ersten Käufer seit Monaten waren.
Mehr von den Schlössern haben wir leider nicht geschafft, denn die Sonne ging dann auch schon unter (ein traumhaftes Panorama) und so ging unser erster Tag dem Ende zu. Leider mussten wir ihn mit einem heftigen Streit mit unserem Taxifahrer beenden, da er dachte, er kann uns einfach mehr Geld abknüpfen als vorher abgemacht. Am Ende haben wir uns mit dem Geldbetrag mehr oder weniger mittig getroffen mit der Abmachung, dass er uns am nächsten Tag alle fünf nach Petra und Abends wieder zurück bringt für 100 Jordanische Dollar. Trotz der Verärgerung über den Streit hatten wir damit meiner Meinung nach mehr als Glück, denn wir hätten schwer eine Taxi gefunden, das uns für das Geld mitnimmt, denn wir waren ja eine Person zuviel für einen normalen PKW und wollten nicht zwei Taxis nehmen. Also fuhren wir dann am nächsten Tag sehr früh und in sehr unbequemer Sitzhaltung nach Petra. Unser Taxifahrer hatte dann mehr als Pech, da er einen Strafzettel (50 Dollar) für angebliches (!) zu schnelles Fahren und einen (40 Dollar) für das unrechtmäßige Transportieren von 5 Personen in einem PKW bekam. Aber das konnte uns den Tag in Petra nicht verderben, der mit viel Freude, aber auch mit viel Anstrengung viel zu schnell verstrich. Durch diese alte, rote und vor allem riesige Stadt zu schlendern, war schon ein besonderes Erlebnis. Für mich eher weniger wegen der archäologischen Bedeutung, für die ich mich im Gegensatz zu den Studenten nie so ganz begeistern konnte, sondern eher wegen der visuellen Eindrücke, die man bekam. All diese riesigen, alten, rötlichen Bauten, die alle wie aus einem Stück gehauen zu sein schienen, haben mir schon ein wenig Ehrfurcht eingehaucht, obwohl es ja doch eigentlich nicht so viel mehr als nur Steine sind. Aber auch der besondere Flair durch die Esel, Kamele und Pferdekutschen sowie 2Dollar-Ketten-Verkäufer, kleinen Schmuckstände und beduinischen Souvenirverkäufer gehörte für mich genauso dazu wie dieses riesige alte Stück Kultur. Natürlich mussten wir auch einen Kamelritt mit in unseren Ausflug einbinden, der allerdings mit endlosen Streitereien wegen des Preises mit dem Kameltreibern verbunden war. Am Ende haben wir dann sagenhafte 5 JD pro Kamel bezahlt für ca. 5 min.
Abends, nachdem wir nach einer weiteren sehr anstrengenden Taxifahrt wieder in Madaba zurück waren, kam dann Abuna Tarek zu Besuch und brachte uns äußerst leckere jordanische Süßigkeiten. Der ganze Abend war grandios, da sich Abuna Tarek als ein sehr lustiger und offener Mensch herausstellte. Als wir über die Unterschiede zwischen den Deutschen und den Arabern geredet haben, ist er aufgeblüht und hat uns die ganze arabische Denkweise eröffnet.
Am dritten Tag haben wir uns ganz Madaba gewidmet. Das heißt, wir sind die ganze Stadt abgelaufen, die auch nicht so groß ist. Und das einzige, was man da wirklich anschauen kann ist das Jerusalem-Mosaik, wovon ich mir aber auch etwas mehr versprochen hatte. Früh waren wir in der Messe bei Abuna Tarek, wo wir etwas Witziges entdecken mussten: Der Junge, der die Fürbitten vorgelesen hat, trug ein T-shirt mit der riesengroßen Aufschrift „Satan Rules“. Wir vermuten, dass der arme Kerl einfach kein Englisch kann, aber ihm hätte ja ruhig mal jemand sagen können, dass sein Oberteil zur Messe etwas ungünstig gewählt ist. Wir wurden sehr herzlich begrüßt von vielen Leuten, obwohl sich unsere beiden Männer auf die Seite der Frauen mit gesetzt hatten. Interessant war für uns in Madaba sowie eigentlich in ganz Jordanien, dass überall Poster und Plakate vom König und der Königsfamilie hingen. Manchmal als starker Kampfgeist, manchmal als religiöser Mensch und manchmal als Familienvater, aber immer und überall präsent. Kitschig hingegen war die Weihnachtsdeko, die noch überall in der Stadt herumhing. Aber das ist man ja von der arabischen Bevölkerung nicht anders gewšhnt, ich fange wirklich langsam an, es zu lieben=) Naja, ansonsten ist Madaba wirklich nicht so toll.
Der nächste Tag sollte ja eigentlich der letzte sein, aber da wir erfuhren, dass zufällig gerade an dem Tag aufgrund irgendeines muslimischen Feiertages die Grenzen geschlossen waren, mussten wir (was aber für uns natürlich nicht besonders schlimm war) noch einen Tag länger bleiben und konnten unser Programm etwas lockern. Also sind wir am vierten Tag ganz gemütlich auf den Mount Nebo gefahren und das waren die 20 JD oder so auf jeden Fall wert. So eine Wahnsinnsaussicht- da kann man sich schon vorstellen, wie Moses sich gefühlt haben muss bei dem Gedanken, dass er sich das Gelobte Land nur ansehen darf und es (angeblich) niemals betreten wird.Und dann war es ja damals wohl noch so, dass das ganze Gelände bewachsen war und grün und frisch aussah. Wahnsinnsaussicht, da ging uns das Herz auf.
Nachmittags sind wir nach Amman gefahren und haben dort eine Stadtrundfahrt mit einem echten Touristen-Citytour-Bus gemacht. Fazit: Amman hat sicherlich viel zu bieten, was man sich angucken kann, aber der Bus ist so schnell gefahren, dass wir alles nur ein paar Sekunden sehen konnten. Und die Erklärungen….wenn man es so nennen sollte…waren etwas dürftig. Genau genommen hat uns der Busfahrer (wir waren übrigens die einzigen im Bus, vielleicht hat er sich deshalb keine Mühe gegeben) einfach nur benannt, an welcher Sehenswürdigkeit wir gerade vorbeifahren. Naja. Ich würde mal sagen, das hätten wir auch ohne Bus locker hinbekommen. Aber wir haben Amman gesehen, das war schon etwas wert. Ich wäre gerne noch auf den Suq gegangen und hätte ein bisschen Gold geshoppt (auf dem Suq in Amman soll es wohl die günstigsten Preise für Gold geben), aber da wurde es dann auch schon dunkel und wir haben uns für die Fahrt nach Hause, also nach Madaba entschieden. Diesmal wollten wir anstelle des sonst sehr sicheren Taxis den gefährlicheren Weg mit dem Bus nehmen, deswegen gefährlich, weil wir ja von nichts eine Ahnung hatten, welchen Bus wir nehmen müssen und wo wir aussteigen müssen. Wir haben also erst einmal versucht, im Reiseführer das arabisch geschriebene Wort für Madaba mit den Worten auf den Bussen zu vergleichen, aber wir haben dann doch jemanden gefragt. Die Jordanier sind ja immer sehr freundlich, wenn sie Fremden helfen können. Wenn man jemanden um Hilfe bittet, kann man sicher sein, dass der alles mögliche unternimmt, um auch wirklich zu helfen. Wir haben also jemanden gefragt, welcher Bus nach Madaba führt. Der konnte kein Englisch und hat uns erst einmal jemanden gesucht, der uns verstanden hat. Dieser hat dann mit uns den ganzen Busplatz nach dem richtigen Bus abgesucht. Also sehr hilfsbereit, die Jordanier, wirklich.
Wir haben dann in Madaba zwar erst viel zu spät gemerkt, dass wir schon längst hätten aussteigen müssen, aber haben dann zu Fuß zurückgefunden. Am nächsten Tag sind wir also doch wieder aufs Taxi umgestiegen. Es fuhr uns dann auch gleich früh eines nach Jerash, wofür wir nun schön gemütlich über einen halben Tag Zeit hatten, was ja ursprünglich nicht so eingeplant war. Jerash…naja, was soll ich dazu sagen. Viele, viele, viele, viele alte Steine. Ich fand es durchaus sehr schön, aber mir hätte auch die Hälfte der Zeit gereicht, die wir dort verbracht haben. Viele der Gebäude waren wirklich wunderschön anzusehen, aber dann gegen Ende wurden es dann doch nur noch alte Kirchenruinen und nachdem ein paar Steine, die irgendwann mal irgendein Altar gewesen sein könnten, ja doch irgendwie immer gleich aussehen, war mir das dann doch ein bisschen zuviel. Aber die Gebäude, wo wirklich ein Großteil noch da war, sind wirklich sehenswert.
Ja, da sind wir dann auch schon am Ende meines Jordanientrips angelangt. Aber nein, das i-Tüpfelchen habe ich ja vergessen. Abuna Tarek hat uns für die Fahrt zur Grenze einen Fahrer aus seiner Gemeinde organisiert, dessen Auto die kitschigste Innenausrüstung besaß, die ich je gesehen habe. Leopardenmuster überall und eine Art Baldachin an der Decke und überall kleine gelbe Fädchen, die einem ständig ins Gesicht hingen… sehr geschmackvoll=))
Also euch allen viele herzliche Grüße und bis zur nächsten Rundmail (die ich hoffentlich schneller schreibe…)