Hallihallo Leute, ich schreibe mal wieder. Langsam fängt hier auch der Alltag an, das bedeutet nicht, dass es langweilig wird, sondern eher, dass es nicht mehr so viel Neues zu erzählen gibt. Aber ich werde mir Mühe geben. Zuerst eine super Neuigkeit: „Kreuz und Kremel“ ist vorbei=) Das neue Buch ist spitze, sehr interessant. Es nennt sich „Christ sein für Einsteiger“ – passend für ein Kloster, nicht? Aber an der Stelle könnte ich auch gleich eine Stelle des Buches zitieren: „Es gibt keine Profis beim Christ sein. Wir sind alle Anfänger.“ Naja das war erstmal eine große Erleichterung, als das andere Buch zu Ende war… Wer möchte, kann sich übrigens schon mal ein paar Bilder ansehen. Ihr müsst bloß jemanden finden, der bei Studivz einen Account hat, wenn ihr nicht selbst angemeldet seid. Denn ich habe da ein Photoalbum „Israel“ eröffnet und da das Photos hochladen erstaunlich schnell geht, werde ich mich bemühen, immer neue Photos hinzuzufügen und auch passende Bildunterschriften niederzuschreiben.
So, was hab ich bis jetzt so noch gemacht… Ja, vorletzten Woche waren wir (also wenn ich von „wir“ rede, heißt das meistens Richard und ich, weil wir die meisten Sachen zusammen machen) auf dem Ölberg, den Sonnenuntergang angucken. War seeeeehr schön, ein wunderschönes Panorama. Man hat einen tollen Blick auf die Altstadt, die in den abendlichen Lichtern herrlich funkelt. Und der jüdische Friedhof war auch äußerst beeindruckend. Ganz viele, systematisch aneinandergereihte weiße Grabsteine. Gar keine Friedhofsbeklommenheit, sondern ein sehr heller, freundlicher Friedhof. Leider ging da gerade meine Kamera kaputt, ich habe mir jetzt aber auch wieder eine neue gekauft. Seht ihr, der Fluch verfolgt mich bis hierhin: Kamera kaputt, Handy geht nicht…nun ja. Auf dem Ölberg sind ja auch einige schöne Kirchen wie z.B. die Paternosterkirche oder die Kirche der Nationen, wo ich gerne reingegangen wäre. Aber die hatten leider zu und die schöne russische Kirche mit den goldenen Türmchen, von der ich gerade den Namen vergessen habe, hat leider auch nur Dienstag und Donnerstag 2 Stunden offen…das ist ziemlich doof, aber vll. komm ich doch noch mal dazu, die von innen anzugucken. Dann waren wir vorletztes Wochenende in Bethlehem. Der Bus dahin (fuhr ca. 40 Min.) hat vier Schekel gekostet….nicht mal ein Euro!!! Von der Stadt hab ich ein bisschen mehr erwartet. Klar, die Geburtskirche muss man schon mal gesehen haben, aber ich denke, wenn wir Weihnachten mit den Mönchen nach Bethlehem laufen (ja, laufen!) und dann in der fast menschenleeren Geburtskirche Messe feiern, wird das noch mal um einiges beeindruckender. Denn der Eindruck, den Bethlehem sonst auf mich gemacht hat, war folgender: viele laute Menschen, viele laute Autos (ich würde die Hupe bei denen abschaffen…), viel Lärm, viel Müll, viel Hektik… Also sind wir auch nur einen halben Tag dageblieben und haben die andere Hälfte damit verbracht, unsere Wäsche zu waschen. Aber es gibt in Bethlehem sehr viele Werkstätten, in denen geschnitzt wird, Figuren aus Olivenholz gibt es wie Sand am Meer.
Dieses Wochende (als das letzte jetzt) war sehr turbulent. Eigentlich wollten wir nach Yad Vashem fahren, aber das hat sich dann alles anders entwickelt…. Am Samstag kamen zwei Volontäre aus Emmaus zu uns in die Dormitio und haben uns gefragt, ob wir nach der Arbeit abends mit nach Bethlehem kommen wollen und mit ein paar anderen Volontären und Zivis (wovon wir die meisten kannten) ein bisschen feiern wollen. Ham wir gemacht, war auch sehr lustig der Abend, war schön, die mal wieder zu sehen. Naja und dann wollten die in einen Club gehen… der war so schlecht! Total leer wegen Ramadan und na ja… also nix für mich, aber dort sind wir dann bis um 5 geblieben, weil um 6 früh der erste Bus wieder fuhr… Ich bin dann nach ner Weile rausgegangen, weil es total langweilig war und ich jetzt nicht sooooooooo der Disco-Typ bin und hab mich dann die ganze Zeit mit einem sehr netten christlichen Araber unterhalten. Das war dann wieder recht lustig. Der hat uns auch noch (halb 3 oder so…) irgendwo hingefahren, wo frisches Brot extra für uns gebacken wurde, das haben wir geschenkt bekommen, weil ein paar von uns Hunger hatten. Supernett und gastfreundlich. Der Bus kam erst halb 7, d.h. ich war erst um 7 in der Dormitio und hab dann natürlich bis um 1 Mittag geschlafen… na ja und mit Yad Vashem war dann nichts mehr. Sind dann noch ins St. Vinzent, ein Haus, wo behinderte Kinder gepflegt werden, gefahren und haben dort 4 Leute besucht. Das war schon ziemlich merkwürdig, weil die Kinder echt auf höchster Stufe behindert sind und die Arbeit dort emotional und nervlich sehr anstrengend ist. Vor denen dort habe ich echt Respekt, dass die das machen und schaffen.
So und weil ich ja jetzt schon eine Weile hier lebe, möchte ich auch mal ein bisschen was über die Leute erzählen, mit denen ich hier zusammen lebe.
Mein Zimmernachbar Richard: brauch ich nicht viel zu sagen, wir verstehen uns sehr gut und machen die meisten Sachen zusammen, das Gute ist, dass er immer weiß, wo alles ist und welchen Bus wir nehmen usw… Und ich hab noch nie soviel Spaß beim Geschirrspülen und Staubsaugen gehabt wie immer Mittwoch und Donnerstag früh, da muss ich ihm nämlich in der Küche helfen.
Fangen wir mal mit den Mönchen an…zuerst haben wir da den ältesten Pater Hieronymus (87 Jahre alt), der ist echt klasse. Hört schwer und kann nicht mehr richtig gehen, aber ist absolut fit im Kopf. Ich glaube, der tut immer nur so, als müsse man ihn wie ein rohes Ei behandeln und macht sich dann insgeheim darüber lustig. Er isst immer Weintrauben, allerdings kriegt er wohl immer Durchfall davon und Richard musste die Trauben schon oben auf dem Schrank verstecken, aber ich glaube, der holt sich die trotzdem irgendwie…
Dann haben wir den Cellerator – na ja eigentlich ist er Cellerar, aber die Studis machen immer ihre Witze mit dem „Cellerator“ als Horrorgestalt in einem Actionfilm. Richtig heißt er Bruder Simon Petrus. Zu Richard ist er sehr nett und immer freundlich zsw.. aber zu mir ist der immer sehr grummelig. Richard meint, der meint das nicht so, der ist einfach nur sehr launisch und ein bisschen zickig, aber dann hat er bei mir immer schlechte Laune – Jedenfalls guckt er mich immer besonders böse an. Also vorm Cellerator hab ich ein bissl Angst.
Pater Elias: der ist ein bisschen wie so ein Teddybär, ist ein ganz netter. Das ist auch der, mit dem ich schon bei den Konzerten war.
Pater Ralph: Klasse. Superwitzig, locker und kann ganz toll singen. Spielt Orgel. Wenn der Abends vorlesen muss, dann ist das immer sehr amüsant, seine Mimik zu beobachten, weil er das Vorgelesene mit sehr witzigen Gesichtsausdrücken untermalt=) Mit ihm kann man auch wunderbar über den Studiendekan lästern, der nicht im geringsten singen kann, aber so tut als ob…
Pater Vinzent ist ein Franzose und ich versteh den immer ganz schlecht, selbst wenn er mal Deutsch spricht, weil er das mit sehr viel Französisch tut. Aber eigentlich ist er echt toll, ist auch schon ziemlich alt, aber ein richtiger Franzose halt: charmant und witzig. Die anderen Mönche sagen, er ist wohl ein richtiger Frauenheld und es wäre eine echte Verschwendung, dass er Mönch geworden ist.
Dann haben wir da noch Bruder Josef – der kam mir immer wie derjenige vor, der für mich einen Mönch verkörpert, wie man ihn sich vorstellt. Aber die Meinung hab ich auch geändert, der hat’s auch faustdick hinter den Ohren. Also ich mag ihn sehr gerne. Cantor, hat die melodischste Engelsstimme, die ich kenne.
Dann natürlich Bruder Daniel, der ist toll. Ist eigentlich aus Polen, kann aber gut Deutsch. Ursprünglich hieß er Woyzeck. Aber der ist immer sehr gut drauf und lacht sehr viel und ist sehr sehr sehr nett.
Dann ist da noch Pater Zacharias, über den ich nicht groß was schreiben kann. Ist nett, guckt aber auch manchmal etwas grimmig.
Pater Jonas, der Prior, der aber gerade im Urlaub ist. Eigentlich ist er ja auch sehr nett und freundlich, aber so ganz entspannt nicht. Ein bisschen adleräugig. Also es geht wesentlich entspannter hier zu, wenn er nicht da ist. Aber im Grunde kann man nichts gegen ihn sagen, aber ich hab ein etwas mulmiges Gefühl bei ihm.
Bruder Lukas, den ich jetzt nur einen Tag gesehen habe, der ist schon wieder weg nach Rom oder Indien, weiß ich nicht mehr.. Aber da glaubt man echt nicht, dass es ein Mönch ist – sehr jung, gutaussehend und tollpatschig. Also ihr würdet vermutlich sagen, der passt zu mir=) Es gibt schon einige lustige Storys über ihn. Einmal ist er wohl am Flughafen eingeschlafen und sein ganzes Gepäck wurde ihm geklaut. Und dann ist er auch irgendwo nach Frankreich oder so gefahren und hatte weder Handynummer noch Adresse noch sonst irgendwas von der Person, bei der er übernachten wollte. Na aber wie gesagt, der war leider nur einen Tag hier.
So das wars mit den Mönchen , zumindest mit denen, die ich bis jetzt kenne. Außer natürlich der Abt Benedict, der aber bisher auch nur einen Tag hier war und über den ich auch nicht mehr sagen kann.
Jetzt machen wir mit den Übrigen weiter, die hier sonst noch so rumspringen=) Also dann ist da erstmal Erika, die ich ja schon erwähnt hatte. Aber sie hat sich echt als sehr sehr sehr nette Person entpuppt. Sie erzählt mir alles doppelt und dreifach, aber lobt mich sehr oft und mag mich=) Darauf kann ich sehr viel Wert legen, denn ich glaube, man muss sich das erst verdienen bei ihr. Letztens mussten ich und Richard ihr etwas an ihrem PC erklären und einfache Dinge erklären z.B. wo der Rechtsklick ist und wie man einen neuen Ordner erstellen kann. Aber sie ist auch diejenige, die den Nörgelattacken von Bruder Simon Petrus entgegenwirken kann, wenn er rummeckert, weil wir im Laden ständig Geld brauchen, um die Händler zu bezahlen… und sie ist diejenige, die den Shop und alles, was dazu gehört, bestens im Griff hat und an alles denkt.
Kathy hatte ich auch schon erwähnt. Mit ihr kann man sich wirklich super unterhalten und sie ist Künstlerin, also hat mal als Fotografin gearbeitet und malt auch, die Bilder (also Drucke) verkaufen wir auch im Laden. Ich hab mir auch schon drei rausgesucht… Also Kathy ist echt gut!
Maher, mein Kollege in der Cafeteria, kann ich natürlich nicht weglassen, aber den muss man eigentlich kennen, den kann man nicht beschreiben. Er ist arabischer Christ und erzählt immer Gruselgeschichten über irgendwelche islamischen Verbrecher. Ich bezweifle, dass auch nur die Hälfte davon wahr ist, aber er ist ein guter Erzähler. Ich weiß nicht, womit er soviel Geld verdient, aber er hat immer die neuesten teuersten Geräte, obwohl er nicht damit umgehen kann. Er hat natürlich auch ein iPhone, wo er mir ständig die Bilder von seinen (sehr süßen) Kindern zeigt, aber was er noch alles damit machen kann, weiß er nicht=) Er bietet immer an, alles, was kaputt ist, zu reparieren, aber meistens ist es danach noch mehr kaputt. Ansonsten kann man nicht klagen… ich krieg sowieso alles gratis vom Bounty bis hin zum Cappuccino, obwohl er das glaube ich nicht darf.. und er fährt mich auch gerne mal mit dem Auto in die Stadt nach der Arbeit, wenn ich nicht laufen will. Jedenfalls arbeite ich sehr gerne mit ihm zusammen.
So, wen haben wir noch…. achja, Abu Hana, der niedlichste Opi, der hier arbeitet, er passt immer auf, dass keine Touristen beim Gebet stören und sowas halt und lacht immer total herzlich, wenn ich zu ihm ein paar Brocken Arabisch spreche, auch wenn ich dann die Antwort sowieso nicht verstehe. Und dann gibt es noch Francis, der ist auch Araber, aber versteht kaum Englisch. Wozu der gut ist, weiß ich nicht, weil ich ihn noch nie beim Arbeiten gesehen habe, er steht die meiste Zeit rum und hält mir die Türen auf=)
Achja und jetzt ist noch ein neuer Typ da…. Der ist echt ätzend. Heißt Christian und will hier irgendwie eine Festanstellung. Total arrogant (er hat mir jetzt schon 100x erzählt, in welchen Führungspositionen er schon gearbeitet hat und dass er hier Arbeit unter seinem Niveau macht) und mit zwei Glitzerohrsteckern…. das sagt alles, oder? Vor allem versucht er, Bruder Simon Petrus zu erziehen und hält immer was dagegen, wenn der mal schlechte Laune hat… d.h. da treffen zwei Personen aufeinander, die beide die Zügel in der Hand haben wollen und das kann nicht lange gut gehen…naja, jedenfalls ist der etwas arrogant.
Jetzt letzte Woche hatten wir ne Gruppe Amis als Gäste, die irgendein Projekt unterstützen. Und die waren wirklich typisch amerikanisch! Ständig hat man irgendwo „Oh that’s fantastic“ oder „How gorgeous!!“ gehört und Helen (eine von denen) hat sich ständig bei mir bedankt („Thank you sooooooo much!“) und ich habe keine Ahnung, wofür. Vll. weil ich ihr Glas einmal abgeräumt habe oder so. Und als die Hälfte wieder abgefahren ist, haben natürlich alle noch mal seeeeeeeeeeehr bewegende Reden gehalten und das natürlich gefilmt und fotographiert und rumgesülzt… hach, war das ergreifend. Jedenfalls waren die seeeeeehr typisch amerikanisch. Aber nett.
So das wars jetzt mal wieder, sind ja doch drei Seiten geworden.. Aber ich habe grad mal Zeit – Also bis später!!