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Al-Wafd al-Nimsawi

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Wir sind sind nicht als Studiengruppe, Reisegruppe, Touristen o.ä. empfangen worden, sondern als “wadf nimsawi” – als österreichische Delegation! Allein dieses Betitelung gab uns ein Gefühl von Wichtigkeit. Aber es ging weiter: Die gesamte Reise war wohl für uns alle luxuriöser, als wir uns hätten vorstellen können. Jeden Tag 5-Sterne-Hotels, reichhaltige Buffets und vollkommener Service. Aber das brachte natürlich auch einen gewissen Druck mit sich – schließlich mussten wir uns fragen, was unser Wert für Saudi-Arabien ist. Warum wir, als einfache Studentengruppe des Orientalistik-Institutes Wien, auf einmal diese grandiose Reise machen dürfen, bei der wir so reich versorgt werden.

Denn es ist nämlich so, dass es äußerst schwierig ist, Saudi-Arabien zu besuchen. Touristen-Visa gibt es de facto nicht. Die Ausländer, die ins Land kommen, sind entweder Gastarbeiter oder Pilger – muslimische Pilger, die die beiden Heiligsten Stätten des Islams in Mekka und Medina besuchen. Einige hochrangige Geschäftsmänner aus Europa oder Amerika verirren sich hin und wieder mal in die Luxushotels des Landes, aber im Grunde genommen ist das Land für ausländische “Touristen” nicht offen.

Für Saudi-Arabien waren wir eine absolute Auffälligkeit. Eine gemischte Gruppe (!), 3/4 davon Frauen, die einfach so durch die Straßen spazieren, mehrheitlich keine Muslime, deutlich als Westler erkennbar. Überhaupt so eine große Gruppe. Unfassbar!!

Daher die Frage – warum durften wir? Ich glaube, eine gute Erklärung ist der Versuch Saudi-Arabiens, das Bild, das zumindest die europäische Welt vom Land hat, etwas zu beeinflussen. Nach dem Motto “wir holen uns mal diese Gruppe junger, wissbegieriger, aufnahmefähiger Studenten ins Land und zeigen denen unsere beste Seite, vielleicht werden die uns früher oder später helfen, uns in ein besseres Licht zu rücken.” Vielleicht etwas illusorisch gedacht, aber so funktioniert es schon irgendwie. Das Wort, welches mit P anfängt und mit -anda aufhört (nein, es geht nicht um Pandas!), hängt eindeutig in der Luft.

Deswegen vielleicht haben wir auch so gut wie keinen Einfluss auf die Route und die besuchten Stationen gehabt (obwohl alle unsere Wünsche berücksichtigt wurden). Aber ich will mich um Himmels Willen nicht beklagen, nein. Wenn ich zwei Wochen lang durch Saudi-Arabien reisen darf und in Luxushotels wohne, dann lasse ich mich gerne manipulieren.

Aber als “wafd”, als Delegation, hat man nicht nur Spaß, es war auch harte Arbeit. Nicht selten, vor allem aber in Riadh, wurden wir in riesigen Konferenzsälen empfangen mit Mahagonitischen, Brokatsesseln, Mikrofonen und Übertragungsscreens. Wenn man dann in so einer formellen Atmosphäre etwas Kluges sagen oder fragen soll und dann noch auf Arabisch, fühlt man sich nicht nur wichtig, sondern vor allem unheimlich nervös. Vielleicht ist das albern, aber ich bin solche Situationen einfach nicht gewohnt. Ich war nicht als einzige erleichtert, als wir aus Riadh herauskamen und die Treffen doch etwas gemütlicher wurden.

Jeder musste etwas sagen. Und wer etwas sagte, wurde sofort auf den riesigen Screen und auf die Screens vor jedem Platz projiziert. Ich hatte Schweißausbrüche, gebe ich ehrlich zu.

Formell oder informell – die Gastfreundschaft ist großartig und ein gewisser Standard bleibt gleich. Datteln und Kaffee und Tee gibt es immer. Manchmal Datteln mit verschiedensten Füllungen, ummantelt mit allerlei Schnickschnack, manchmal herzige Minisandwiches oder Cupcakes… hungrig sind wir aus kaum einem Treffen herausgegangen.

Und üüüüüberall gab es Geschenke. Meistens ein ganzes Sackerl voll für jeden. Oft Bücher, kleine Give-Aways, überproportional verpackte Stifte, USB-Sticks und und und… Leider musste ich aus Platzgründen beinahe die Hälfte dort lassen, aber zumindest hab ich mir keinen zweiten Koffer gekauft.

Und wir sind jetzt in Saudi-Arabien berühmt! Bisher haben wir 9 Zeitungsartikel über uns gefunden, am größten eine Doppelseite bei al-Jazeera – mit der Schlagzeile, dass wir Arabisch aufgrund unseres Interesses am Islam lernen und es mehr als 400.000 Muslime in Österreich gibt…. das war zwar nicht ganz unser Schwerpunkt, aber gut:))

Wir sind in der Zeitung! Mit leicht falsch poientierten Aussagen, aber egal. Eine Doppelseite über uns!

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