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Das Einleitungs-ABC

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Ein paar wichtige und weniger wichtige Dinge für einen Überblick über das Königreich Saudi Arabien.

ARBEIT

Saudi-Arabien kämpft mit einer relativ hohen Arbeitslosigkeit – besonders unter den jüngeren Menschen.  Ca. 10% der Menschen haben keinen Job, das liegt aber keineswegs an fehlender Ausbildung.  Problem: Sozial niedrig gestellte Jobs wie Taxifahren, an der Tankstelle o.ä. wollen die meisten Saudis nicht machen und private Unternehmen stellen meistens Ausländer ein. Die dann allerdings auch weniger Gehalt und schlechte Arbeitsbedingungen akzeptieren (müssen). Die meisten Saudis, die einen Job haben, arbeiten für den Staat.

BEVÖLKERUNG

Saudi-Arabien hat ca. 27 Millionen Einwohner, 90% davon sind arabischer Abstammung.  1/5 der im Land lebenden Menschen sind Gastarbeiter. Die Mehrheit davon kommt aus Afrika oder Asien und lebt und arbeitet teilweise unter sehr schlechten (!) Bedingungen. Ein kleiner Teil der Gastarbeiter kommt aus dem Westen und wurde für Projekte und Tätigkeiten ins Land geholt, für die saudische Arbeiter nicht qualifiziert genug sind (besonders architektonische Projekte werden fast ausschließlich von Europäern und Amerikanern realisiert).

CHEF

Regierungschef, König und Premierminister ist derzeit Abdullah ibn Abd al-Aziz. Seit der Staatsgründung herrschen über das Land ausschließlich Könige aus der Familie Al Saud in einer Absoluten Monarchie. Der jetzige König ist bereits 90 Jahre alt und gilt – vielleicht im Vergleich betrachtet – als vorsichtig liberal und als jemand, der sein Land ein wenig modernisieren möchte.

DROGEN

sind absolut verboten (inklusive Alkohol) und Konsum, Handel, Schmuggel etc. kann mit dem Tode bestraft werden.

EINTEILUNG

Die wichtigste Einteilung ist die in Najd (Zentrum des Landes) und Hijaz (der westliche Teil), obwohl das nicht das ganze Land umfasst, sind es die beiden wichtigsten Gegenden. Nördlich liegt die Nefud-Wüste, im Osten die Landschaft al-Hasa, im Süden die Rub al-Khali-Wüste (größte Sandwüste der Erde).

Das Land ist in folgende 13 Provinzen geteilt:

im Nadjd: Riadh, Qasim, Ha’il

im Norden: al-Hudud ash-Shamaliyya, Djauf;

im Hijaz: Tabuk, Medina, Mekka, Baha;

im Süden: Asir, Djaisan, Najran; im Osten: ash-Sharqiyya

FLAGGE

Grün ist die Farbe des Islams.

Die Schrift gibt das Glaubensbekenntnis des Islam wider (Es gibt keinen Gott außer Gott und Mohammed ist sein Gesandter.)

Das Schwert steht für Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit.

Wegen des Glaubensbekentnisses darf die Flagge nicht auf Halbmast gesetzt, umgedreht oder  weggeworfen werden (problematisch, wenn sie auf irgendwelchen Produkten aufgedruckt ist…)

GESCHICHTE

Ein paar wichtige Daten:

Saudi-Arabien entstand in Zusammenarbeit zwischen Abd al-Wahhab, der den religiösen Part übernahm und Muhammad ibn Sa’ud, der die politische Führung innehatte. Gründung des ersten saudischen Staates (“Emirat von Najd”, Hijaz gehörte da noch nicht dazu): 1744. Hielt bis zur osmanischen Eroberung 1818. Ab 1824 gelangte das Land wieder unter saudische Kontrolle, der zweite saudische Staat hielt sich bis 1891. Interne Familienstreitigkeiten und vor allem die Konkurrenz zum Stamm der AL Rashid zerschlugen auch diesen wieder. ‘Abd al-Aziz Ibn ʿAbd al-Rahman Al Sa’ud  konnte dann 1902 mit Hilfe der Ikhwan (“Brüder”), einer streng wahhabitischen Bewegung das Gebiet des Najd zurückerobern. Er weitete seine Macht auch auf den Hijaz aus und rief 1932 das Königreich Saudi-Arabien aus. So ungefähr entstand Saudi-Arabien in aller Kürze. Details bitte woanders nachlesen.

HAUPTSTADT

Riadh – liegt ziemlich zentral, bzw. etwas östlich, aber zentral im Najd

IRAN

Die Beziehungen zum Iran sind nicht so gut (vorsichtig formuliert), u.a. weil:

Atomstreitigkeiten

Religiöse Probleme (der Iran ist mehrheitlich shiitisch, was von Saudi-Arabien nicht als muslimisch anerkannt wird)

Iran ist anti-USA, Saudi Arabien versteht sich als best buddy der USA

JUS

Das Rechtssystem Saudi-Arabien basiert auf dem religiösen, islamischen Recht, der Sharia.

KLIMA

Es ist vorwiegend heiß und trocken, an den Küstengebieten tlw. auch ziemlich schwül. Dabei kann der Unterschied zwischen Tag und Nacht sehr groß sein – im Sommer kann es tagsüber bis zu 50° werden, nachts aber frieren. Der Südwesten hat tlw. Hochgebirgscharakter, dort ist es milder. Zumindest angeblich….

LANDKARTE

Den Großteil bildet ein riesiges Hochland mit der Nafud-Wüste im Norden und der Rub’-al-Khali-Wüste (“Leeres Viertel” im Süden/Südosten). An der westlichen Küstengegend zieht sich die sogenannte “Tihama” entlang, der fruchtbare Küstenstreifen. Ebenso im Westen liegt ein Hochgebirge, das sich nach Osten hin in das Hochland ausflacht und nach Westen über einen Steilabhang, eine Kante in die Tihama übergeht.

MERS

Die neue Gefahr… Mers ist ein Corona-Virus, das besonders auf der Arabische Halbinsel seit neuestem verbreitet ist und in erstaunlich vielen Fällen tödlich geendet hat. Infiziziert die Atemwege. Besonders Kamele übertragen das Virus, deswegen: Kamele lieber nicht streicheln oder küssen oder Kamelmilch trinken oder Babykamel essen (ist eine Spezialität in Jeddah).

NATIONALFEIERTAG

23. September – an dem Tag wurden 1932 Najd und Hijaz zum Königreich Saudi-Arabien vereint.

ÖSTERREICH

Die Beziehungen zu Österreich sind gut. Saudi-Arabien ist der größte arabische Exportmarkt Österreichs – v.a. in den Bereichen Maschinenbau, Ziviltechnik und Tourismus. In Wien befindet sich das “König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog” – kontrovers, aber einzigartig. Noch ein interessantes Detail: Die Firma “Lights of Vienna” stattet zurzeit ein neues Pilgerzentrum in Mekka mit ca. 4700 Lustern auf – der Auftrag kostet die Saudis mehr als 100 Mio. Euro, dafür muss die Ösi-Firma extra neue, große Vergoldungswannen anschaffen…

POLITISCHES SYSTEM

Absolute Monarchie. Keine Gewaltenteilung. Keine Parteien. Keine nationalen Wahlen. Die Provinzgouverneure, die die einzelnen Provinzen verwalten, werden vom König ernannt. Es gibt einen Ministerrat mit Beratungsfunktion, die Minister dieses Gremiums werden auch von König bestimmt.

QUELLEN

Die Ideologie, Religion und damit auch das Rechtssystem begründet sich auf dem Qur’an und den Hadithen (Überlieferungen des Lebenswandels des Propheten Mohammed). Alles, was darin nicht erlaubt ist, gilt als Verbot. Traditionen, die sich außerhalb diese Quellen entwickelt haben, sind verboten.

RELIGION

Staatsdoktrin ist der wahhabitische Islam. Dieser in Kürze: Orientierung an Qur’an und Sunna, alles andere ist verboten. Betonung auf Monotheismus (shi’itische Heiligenverehrung z.B. wird als nicht-monotheistisch verachtet). Wahhabiten – oder Monotheisten, wie sie sich selbst eher nennen – sehen sich allein als einzig wahre Muslime und betrachten daher einen Großteil der muslimischen Welt als ungläubig, vom christlich geprägten Westen ganz zu schweigen. Man kann sich vorstellen, dass Saudi-Arabien – die Hochburg dieser muslimischen Richtung – nicht allzu beliebt ist und als intolerant gilt.

SPRACHE

Arabisch ist Amtssprache – Hocharabisch natürlich. Es gibt verschiedene saudische Dialekte, die aber kein besonders hohes Ansehen genießen, obwohl sie im Alltag durchaus von der Bevölkerung gesprochen werden. Immerhin ist der saudische Dialekt noch eher geachtet als die arabischen Dialekte der anderen Länder…. aber das ist ein anderes Thema. Englisch genießt ein hohes Prestige, ist Handelssprache und wird von den meisten gesprochen und verstanden.

TODESSTRAFE

In Saudi-Arabien wird bis heute die Todesstrafe angewandt, auch wenn die Anzahl der vollstreckten Urteile zurückgeht. Prinzipiell kann man zum Tode verurteilt werden wegen: Koranschändung, Gotteslästerung, Abfall vom Islam, Mord, Ehebruch, Homosexualität,  Hochverrat, Vergewaltigung, sexueller Missbrauch von Frauen oder Kindern, Prostitution, Hexerei. Ebenfalls Todesurteile können (!) verhängt werden für Drogenhandel, Raubüberfall in Verbindung mit Schwerverletzten oder Toten, Genuss und Handel bzw. Schmuggel von Alkohol.

Bei einigen Delikten (z.B. der Vorwurf der Hexerei oder Homosexualität) werden die Angeklagten je nach Nationalität unterschiedlich behandelt. Bei Gastarbeitern aus ärmeren Ländern wird tlw. kurzen Prozess gemacht, wohingegen Europäer eher diskret des Landes verwiesen werden.

Zum Tode Verurteilte können begnadigt werden entweder durch den König selbst oder wenn die gesamte (!) Familie des Opfers ihnen verzeiht.

Saudi-Arabien war 2013 das Land mit den drittmeisten Hinrichtungen (>79).

UNGLÄUBIGE

…also Atheisten sind das Allerschlimmste in den Augen der saudischen Religion. Besser Christ oder Jude oder Shi’it als Atheist. Gar nicht glauben geht einfach nicht.

VERKEHR

Man fährt mit dem eigenen Auto (also Männer, für Frauen ist es verboten). Oder man fährt Taxi. Es gibt zwar ein paar Busse, aber die sind wohl nicht sonderlich stark frequentiert unterwegs oder zuverlässig. Leider gibt es die Hijazbahn nicht mehr, die von Damaskus bis Mekka zwischen 1908 und 1826 mit großen Verlusten und Unterbrechungen fuhr. Dafür aber zwei neue Eisenbahnlinien. Mehr ist in Planung, glaube ich mich zu erinnern.

WÄHRUNG

5 Saudi-Riyal sind ungefähr 1 Euro. 100 Halala ergeben 1 Riyal. Es gibt (selten) Halala-Münzen, meistens aber Riyal-Scheine ab 1 Riyal.

XENOPHOBIE

Tja, ein Wort mit X… Ist Saudi-Arabien fremdenfeindlich? Ein bisschen schon. Die Beziehungen, die es zu Ausländern unterhält, wachsen hauptsächlich aus wirtschaftlichen Interessen heraus. Man kann durchaus nicht behaupten, dass Saudi-Arabien Fremden gegenüber besonders aufgeschlossen wäre. Dafür empfindet die Staatsideologie die meisten “Anderen” einfach als zu irregeleitet.

YEMEN

Kann man auch so schreiben. In der Vergangenheit gab es immer wieder Grenzkonflikte im Süden an der saudisch-jemenitischen Grenze. 1934 kam es zum Krieg, den Saudi-Arabien gewonnen hat und damit auch die Provinz Asir für sich gewinnen konnte. Erst seit den 2000ern aber sind die Grenzen festgelegt, insh’allah bleibt das so…

ZEIT

Saudi-Arabien sieht sich als islamisches Vorbild für andere islamische Staaten. Islamische Zeitrechnung (die in den meisten Ländern meistens nur noch in Kombination mit dem gregorianischen Kalender angezeigt wird) gilt also absolut! Der islamische Kalender beginnt mir dem christlichen Jahr 622, das Jahr der Flucht des Propheten Mohammed und ist ein Mondkalender zu 12 Monaten mit je 29 oder 30 Tagen. Meine Reise fand laut islamischem Kalender vom 3. bis zum 17. Tag des Monats Rajab 1435 statt.

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