Jeddah liegt an der Westküste Saudi-Arabiens am Roten Meer und ist die liberalste Stadt im Königreich – zumindest im Vergleich zum Rest. Das mag daran liegen, dass durch die Nähe zu Mekka viel internationales Publikum herangespült wird. Sehr viele Pilger fliegen nach Jeddah und reisen von dort nach Mekka und Medina weiter. Im Flieger und am Flughafen sieht man dementsprechend auch viele Pilger, die leicht durch ihre Kleidung zu erkennen sind – die weißen Gewänder der Männer dürfen keine Nähte haben und sehen daher oft etwas provisorisch um den Körper geschlungen aus.
Neben der großen öffentlichen und König Abdulaziz-Universität für Männer und Frauen (aber natürlich getrennt) befindet sich in Jeddah außerdem noch die Effat-Universität, die noch ganz jung ist und erst 1999 aus dem ersten Mädchencollege heraus gegründet wurde, aber sich bereits zu einer der wichtigsten privaten Frauenuniversitäten etabliert hat. Sie ist nach Königin Effat benannt, die bekannteste Frau König Faisals, die sich stark für die Bildung engagiert hat. Interessanterweise war sie Türkin und konnte bei ihrer Heirat mit König Faisal kein Arabisch, so wie er auch kein Türkisch konnte. Anscheinend wollten sie sich aber doch unterhalten, denn sie haben sich gegenseitig ihre Sprache beigebracht.
Jeddah hat eine seeeeehr lange Corniche, eine Küstenpromenade, an der am Abend viele Leute (auch Familien, bis in die späten Nachtstunden mit Kindern) sitzen, essen, trinken (natürlich keinen Alkohol), rauchen… eine sehr angenehme Atmosphäre und lockere Stimmung, die man anderswo nicht vorfindet. Leider ist die Nähe zum Wasser auch dafür verantwortlich, dass es nicht trocken und daher einigermaßen erträglich heiß ist (wie in Riadh), sondern dass es schwül ist und man sich in der Mittagshitze fühlt wie eine Tube Klebstoff. Deswegen geht man zwischen 11 und 5 am besten auch nicht raus.
Zwar sieht man tagsüber auch nicht so viele Frauen unterwegs, aber immerhin mehr als in Riadh und hin und wieder sieht man auch Gesichter oder gar Haare – die Verschleierungssitten sind in Jeddah etwas lockerer.
Was ist schön an Jeddah? Nun ja, die Corniche ist schon reizvoll, vor allem hat man dort mal einen Grund und Ort zum entspannten Spazierengehen (den es in Riadh nicht gibt, vll. maximal in Form von Shoppingmalls). Vor allem aber auch die Altstadt, nur “al-balad”genannt. Die Altstadt verdient ihre Bezeichnung, mit sehr vielen wunderschönen, alten Häusern, an denen man oft traditionelle Bauformen erkennt. Leider kümmert sich anscheinend niemand darum, diese Gebäude instand zu halten und auch sonst interessiert sich anscheinend keiner für diese schönen Häuser. Dieser Teil der Altstadt ist sehr leer gewesen.
Aber es gibt auch einen Markt, der vll. sogar schon etwas touristisch ist (auch wenn natürlich kaum nicht-arabische Touristen ihn besuchen). Und der ist v.a. am Abend ziemlich gut besucht.
Was gibt es dort? V.a. Weihrauch (in allen möglichen Formen, Farben und Gerüchen, ich glaube, die Saudis brennen alles als Weihrauch an), Parfum, Goldschmuck, Datteln, Abayas, Gewürze, Henna und Schminke. Das sind so die wichtigsten Produkte.
Ebenfalls ein Pluspunkt für Jeddah sind die vielen Freiluft-Kunstwerke. Und zwar nicht so, wie es manchmal bei uns ist, dass man das Kunstwerk auch für Schrott halten könnte, den jmd. im Park abgeladen hat, sondern richtig nett.
Jeddah hat superschöne Moscheen! In Riadh konnte man die Gebäude kaum als Moscheen und schon gar nicht als nennenswert ausmachen, in Jeddah sind diese architektonisch sehr hübsch. Zumindest von außen, hineingegangen sind wir in keine.
Zu guter Letzt ein kleiner Ausflug in die Superlative von Saudi-Arabien: In Jeddah baut man ein einem Gebäude, war bei der Fertigstellung das Höchste der Welt sein soll. Die Saudis (oder wahrscheinlich eher ein ausländischer Architekt) wollen einen Wolkenkratzer mit ca. 1km Höhe errichten. Na, mal sehen…
Außerdem hat Jeddah einen Fahnenmast, an dem die höchste Fahne hängt/hängen soll/hängen wird/gehangen hat.
Übrigens: Den Städtenamen schreibt man im Deutschen meist Dschidda oder so, aber ich weigere mich, für einen arabischen Buchstaben (>J<) gleich vier lateinische zu benötigen!