Riadh ist die Hauptstadt Saudi-Arabiens und ist RIESIG! Ernsthaft, als ich die Stadt von oben aus dem Flugzeug gesehen habe, konnte ich das Ende nicht sehen. Auffallend sind die breiten, langen Straßen (ich würde sie eher Highways nennen), die ewig lang keine Biegung machen. Es fehlt auch ein richtiger Stadtkern.
Die Gebäude sind entweder Wohnblocks oder riesige, stylische Bauten (tlw. auch unfertig bzw. ruinenhaft). Ich muss sagen, architektonisch gibt es da schon einiges zu sehen – aber natürlich alles sehr modern, tlw. futuristisch. Das Land selbst ist ja in der Form noch nicht mal 100 Jahre, also gibt es nicht wirklich historische Bauten oder ältere Sehenswürdigkeiten.
Eine Art Vorort ist “Diriya”, welches eine wichtige Rolle in der Entwicklung und Verbreitung der wahhabitischen Strömung des Islams in Saudi-Arabien spielte. Man betrachtet diesen Teil als eine Art Vorgängerstadt für das heutige Riadh und kann da auch durchfahren. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen, die Oase bildet allerdings doch einen starken Kontrast zur modernen Großstadt Riadh.
Vll. aufgrund der Geschichte und der Nähe zur wahhabitischen Keimzelle Diriya gilt Riadh als sehr konservativ. Das kann ich durchaus bestätigen. Man sieht so gut wie keine Leute auf den Straßen, Frauen überhaupt nicht. Und wenn man welche sieht (z.B. vor der Uni, auf den Chauffeur wartend), werden die Kleidervorschriften in der strengeren Ausführung befolgt, also keine Frau mit sichtbarem Gesicht.
Ich kann nicht von allem schreiben, was wir gesehen und besucht haben, aber hier kommen einige bemerkenswerte Gebäude:
King Faisal Center for Research and Islamic Studies
Das KFC (ich kürze das jetzt spaßeshalber mal so ab) ist ein riesiger Komplex und ein Teil der King Faisal Foundation, die es sich unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, muslimisches Erbe zu bewahren, zu verbreiten und wissenschaftliches Arbeiten im Zusammenhang mit der islamischen Zivilisation zu fördern. Wir wurden in ziemlichem Eiltempo durch das Zentrum gescheucht, aber es gab in der Tat sehr viel zu sehen für die kurze Zeit.
Besonders bemerkenswert war die Handschriftenbibliothek mit ca. 23.000 Handschriften (tlw. bis zu 1200 Jahre alt), von denen wir natürlich einige ausgewählte Exemplare sehen durften.
Ein Highlight dieses Besuches: Wir haben einen Prinzen getroffen! Nun gut, die saudische Königsfamilie hat mittlerweile mehrere tausend Prinzen, aber der war immerhin ein Sohn des aktuellen Kronprinzen! Gutaussehend, sehr angenehme Stimme, freundlich, klug, gut verständliches Arabisch – also durchweg eine gute Partie.
Faisaliyah
Das Faisaliyah Zentrum ist ein ziemlich markantes Gebäude, ich würde es deswegen auch als Wahrzeichen bezeichnen. Nicht zuletzt gilt es als der erste Wolkenkratzer Riadhs und ist das dritthöchste Gebäude Saudi-Arabiens. Das Faszinierende dabei ist: Dieser Wolkenkratzer ist sogar irgendwie schön. Neben Kaufhäusern, Restaurants, Hotels etc. befindet sich irgendwo auf einem der letzten zehn (von 44) Stockwerken unter der Kuppel eine tolle Aussichtsplattform, von der aus man einen grandiosen Blick über Riadh hat. Und auch dort konnte ich nicht in allen Richtungen das Ende der Stadt erkennen. Über dieser Aussichtsplattform ist dann noch ein Café, ein Luxusrestaurant und Zigarrenlounge. Leider hatten wir dazu keine Zeit…
Kingdom Centre
Das Kingdom Centre ist das höchste Gebäude im Land und das eigentliche Wahrzeichen Riadhs. Eigentlich will ich es nur kurz erwähnen, weil wir es liebevoll Sauron Tower getauft haben….:-) Warum, dürfte den meisten klar sein.
Amira Nura Universität
Mit der Universität wurde Prinzessin Nura (1875-1950) geehrt, die ältere Schwester des ersten Königs von Saudi Arabien Abdulaziz. Sie wird als starke und charismatische Persönlichkeit beschrieben, deren Verwandtschaft Abdulaziz sich rühmte und die den König beriet und sogar in Regierungsangelegenheiten gelegentlich vertrat. Die Universität wurde 2008 nach ihr benannt – wie man sieht, weiß auch der jetzige König diese Frau und ihren außergewöhnlichen Einfluss wertzuschätzen.
Diese Universität ist in vielerlei Hinsicht besonders! Erstens ist sie die größte Frauenuniversität weltweit (gut, davon gibt es dann auch nicht so überwältigend viele…) und gehört auch generell zu den zehn größten Universitäten. Die Uni ist tatsächlich riesig! 8 Quadratkilometer Fläche (größer als die Wiener Innenstadt!) für 15 modernstens ausgestattete Colleges und über 50.000 Studentinnen – man bedenke, es sind nur Frauen und die Universität ist eine von mehreren!
Das Genialste an der Uni ist die Tram. Die Amira Nura Universität hat tatsächlich eine eigene Bahn! Mit 4 Linien! (Ganz Wien hat 5 U-Bahnlinien) Diese wird automatisch betrieben, damit keine Frau fahren muss und die Frauen nicht mit einem Mann in Kontakt kommen. Das ganze Gelände ist hermetisch abgeriegelt gegenüber Männern, Frauen können also ohne Abaya und Kopftuch herumgehen. Wir als gemischte Gruppe hatten das Glück, die Universität nach dem normalen Studienbetrieb gezeigt zu bekommen – nicht viele Männer haben die Universität je von innen gesehen.
