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Welch sympathisches Fleckchen

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Nach meiner Ankunft gestern Abend ist nun gerade mal ein Tag vergangen. Der folgende Bericht basiert also nur auf einen Tag, wer weiß, wie sich alles innerhalb der nächsten Zeit entwickelt. Ich will gar nicht mit Details über meine Unterkunft langweilen, die mich nicht so begeistert, sondern versuchen, meinen allerersten Eindruck dieser charmanten Insel zu beschreiben. Nach einer einigermaßen angenehmen Nachtruhe und morgendlichem Ärger über maximal lauwarmes Wasser und Untauglichkeit der vorhandenen Lichtquellen machte ich mich also grob in Richtung Universität und Valletta auf.

Wunderbare Landschaft

Diesen Weg per Fuß zu gehen war genau die richtige Entscheidung und führte mich an herrlichen Gemüseplantagen (neben meiner Unterkunft ist ein reizender Gemüseladen, der Gemüse, Obst und Eier aus eigener Produktion verkauft) vorbei, sowie Ölbäumen, blühenden Kirschbäumen und Wildblumen. Ich kam mir vor wie in Irland. In der nicht allzu weiten Ferne waren aber schon die orientalischen Häuser aneinandergequetscht zu sehen, die ländliche Idylle war also nur von kurzer Dauer. Kaum habe ich mich umgesehen, war ich auch schon in einem kleinen Örtchen und nachdem ich es in ein paar Schritten durchquert hatte, stand ich zufällig auf dem Universitäts-Gelände mit dem Motto “Ut Fructificemus Deo” (Ungefähr: Damit wir für Gott Frucht bringen). Ein netter Campus, verblasst allerdings neben dem anliegenden Krankenhaus, welches hochmodern und topsaniert aussieht. Kann man von den restlichen Häusern nicht behaupten. Hat aber alles seinen Charme durch den warmen gelblichen Stein, der in der Sonne leuchtet, auch wenn sie gar nicht scheint. Anders als in Jerusalem, das meinem Eindruck nach nicht mal leuchtet, wenn die Sonne scheint.

Valletta

Flugs hat es mich nach kurzer Inspektion der Uni nach Valletta getrieben. Dieses Kaff. Ja, das kann man so sagen. Es ist wirklich klein, als Hauptstadt geradezu verschwindend.
Und eine weitere Kaff-Qualifikation: Nach 14-15Uhr war dort nichtsmehr los! Viele Läden zu, die Straßen wie ausgestorben (außer vll. die Hauptstraße Triq ir-Repubblica), es war gespenstisch! Aber ich hoffe inständig, dass dies dem Montag zuzuschreiben ist, vll. ist das eher noch der Ruhetag als Sonntag. Ich werde es sehen. Aber auch als Kaff ist Valletta eine hübsche “Stadt”, sehr sehr sympathisch. Egal, was man erwartet, man muss sich wohl fühlen.
In Valletta macht sich italienischer Einfluss bemerkbar, die Straßen erinnern an kleine italienische Vororte und führen an netten Cafés vorbei, in die man sich gerne hineinsetzt. Das katholische Malta – viele viele Kirchen, aber leider sind auch davon viele geschlossen gewesen bzw. nur zu den Messzeiten geöffnet und die prächtigen Hauptportale haben oft gar keine Tür, man
betritt die meisten Kirchen durch irgendeinen kleinen Seiteneingang. Sehr sehr schade. Auf dem Boden vor den Eingängen sieht man Reste von Blumen oder Ölzweige liegen, das lässt auf andere Gegebenheiten schließen. Aber eigentlich konnte ich nur in 2 Kirchen hinein. Natürlich in die Co-Kathedrale St. John. Ja, die heißt tatsächlich so, denn sie wurde als Zweites zur Kathedrale erhoben, nachdem es aber schon einein Mdina gab. Deswegen Co. Wunderwunderschöner Barock mit anbetungswürdigen Marmorgrabplatten am Boden. Und natürlich eines der bekanntesten Gemälde von Caravaggio hängt im Oratorium der Kirche – die Enthauptung Johannes’ des Täufers. Das einzige Werk, welches der Künstler signiert hat (ausgerechnet und der Blutlache) und eines, welches ich mir niemals so beeindruckend vorgestellt habe. Es ist wirklich riesig.

Sliema

Einen Abstecher nach Sliema habe ich auch noch gemacht, aber hauptsächlich, weil ich unbedingt mit der Fähre überfahren wollte. Wahnsinn, man steht in einer Stadt und könnte quasi zur nächsten, “die heimliche Hauptstadt” (warum, habe ich noch nicht herausgefunden), schwimmen. Kaum Entfernungen und man hat zwei der wichtigsten Städte Maltas besucht.

Zu den Maltesen (oder Malteken) kann ich Folgendes sagen: Man wird hier superfreundlich empfangen, aber ich habe innerhalb der kurzen Zeit schon 3 äußerst spinnerte Begegnungen erleben dürfen. Ein vehementer Prediger des katholischen Glaubens (der glatt überhört hat, dass ich bereits katholisch bin, hätte mich aber auch nicht getraut, etwas anderes zu sagen); einer, der mir auf Teufel komm raus einen Job bei den Lybischen Airlines besorgen will und eine junge Dame, die mich nach längerem Plaudern gerne zum Gruppentreffen ihrer Sekte einladen wollte. Ein kurzes Wort zur Logistik? Herrlich orientalisch! Von der Fahrweise der Busfahrer wird einem schlecht, man blickt kaum durch, aber alle sind gerne bereit zu helfen und irgendwie kommt man immer an!

 

Maltesisch: Triq = Straße; Bondschu= Guten Morgen; Gracie=Danke; Saḥḥa=Auf Wiedersehen

Wetter? Durchschnittlich 14 Grad, meistens sonnig. Kalt, wenn man im Zimmer ohne Heizmöglichkeit ist, aber sehr angenehm, wenn man unterwegs ist.

Was die nächste Woche auf mich zukommt: Uni geht los. Und am 10. ist Festa: St. Paul’s Shipwreck, das wird riesig! Obwohl, “riesig” ist hier ein sehr relativer Begriff! Außerdem ist nächstes Wochenende Karneval, da gibt es sicher auch einiges zu berichten.

Fazit: Malta ist Mischung aus Irland, Italien, Großbritannien & Orient. Klein, aber sehr fein! Vermutlich katholischer als der Vatikan! Und mein Badlicht ist gerade angegangen, was ich schon seit gestern ersehne.

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